Eigentlich wollte ich ab dem übernächsten Samstag jeden Morgen eine dampfende Schüssel Phở bò vor mir auf dem Frühstückstisch stehen haben. Neben ein paar frischen Rambutan und anderen Früchten… und einem Cà phê sữa, dem vietnamesischen Kaffee mit süßer Kondensmilch. In zwei Wochen wollte ich eigentlich mit meinen Lieben über die nebligen Reisfelder Sapas blicken. Ich wollte ihnen in Hanoi zeigen, das ich schon vor zwei Jahren entdeckt habe. Ich wollte mit ihnen Hoi An bewundern und auf einer der grünen Felseninseln in der Halong-Bucht wohnen, zusammen mit ein paar herumspringenden Äffchen. Unsere Vietnamreise hatten wir seit Monaten geplant und uns wahnsinnig auf diesen Trip vorgefreut. Aber es gibt Zeiten, da geht es nicht um die Hummeln im Hintern. Ganz im Gegenteil, da muss man eben Jenen mal mal still halten und zu Hause zu bleiben. In der Welt geht es gerade um andere Dinge.
Ich hatte es sowieso schon kommen sehen und dennoch irgendwie gehofft. Ihr erinnert euch vielleicht an meinen DIE DINGE Monatsrückblick im Februar, wo ich schrieb: “Unser Familienurlaub ist mittlerweile komplett durchgeplant und steht schon bald in den Osterferien an. Auch da freuen wir uns riesig… aber darüber vielleicht im nächsten Monat mehr, wenn wir definitiv wissen, dass wir den auch wirklich antreten können.” Da war ich noch vorsichtig optimistisch, aber mein Bauchgefühl {und auch mein Wissen über Viren und deren Verbreitung} wusste bereits, wie es kommen würde. Letzte Woche wurde dann unser Flug nach Vietnam gecancelt. Man bot uns eine Umbuchung auf ein paar Tage später an, doch ob der dann noch stattfinden würde und europäische Touristen dann überhaupt noch einreisen dürften, wusste natürlich in dem Moment schon niemand. Die Coronakrise änderte die Lage ja schon letzte Woche quasi stündlich. Und mir war fast schon klar, worauf es hinaus laufen würde, und auch, dass eine Umbuchung gar keinen Sinn gemacht hätte.
Wir haben daraufhin Vernunft über Herz gestellt und direkt die komplette Stornierung unserer Flüge veranlasst. Ein paar Tränen vergossen haben wir schon – nein stimmt nicht, ich habe mir die Augen aus dem Kopp geheult und bin ein paar Tage echt traurig gewesen. Wir hatten hatten uns so unglaublich auf die Reise gefreut. Es sollte nach vielen Jahren Pause unser erster Trip nach Südostasien sein. Aber wir wussten trotz aller Trauer auch, dass es die richtige Entscheidung war, jetzt eben nicht durch die Weltgeschichte zu reisen. Sämtliche Hotels habe ich nun heute morgen storniert und es tut mir auch deswegen leid, weil ich weiß, was es dort für die Menschen bedeutet, die vom Tourismus leben. Unsere Visa wurden seitens Vietnam inzwischen aufgehoben und ein Einreiseverbot gegen europäische Reisende verhängt. Das war abzusehen. Wir kommen finanziell höchstwahrscheinlich glimpflich davon und betrachten das als Glück. Außerdem ist diese Reise für uns nur verschoben und nicht aufgehoben. Wir werden Vietnam noch gemeinsam sehen, nur eben später, wenn diese Welt die Coronakrise überwunden hat. Jetzt gibt es Wichtigeres und eine geplatzte Reise ist da einfach auch ein privilegiertes Luxusproblemchen gerade.
Seit gestern ist klar, dass Schulen in Niedersachsen ab Montag geschlossen bleiben. So wie mittlerweile wohl in ganz Deutschland. Der Schulunterricht wird dann vermutlich erst wieder ab dem 18. April fortgesetzt. Frühestens, je nach Coronalage. Die Entscheidung der Kultusministerien Sinne von #flattenthecurve begrüße ich. Nur so können wir die Dynamik der Infektionen verlangsamen. Ich weiß, ich habe leicht reden, denn wir haben ja kein Betreuungsproblem. Aber da müssen wir jetzt alle gemeinsam durch, wenn Schlimmeres verhindert werden soll. Unsere Osterferien werden also, wie die von vielen anderen Familien auch, unerwartet anders als gedacht… sehr, sehr lang, leider ohne Vietnamreise und dafür mit viel Cocooning und Home-Office in den eigenen vier Wänden. Ich mache Pläne, was wir hier alles renovieren können in der Zeit… Ihr kennt mich ja. ;)
Mehr Zeit zum Bloggen habe ich also in den nächsten Wochen auch. Und weil ich noch ein bisschen trauere um die jetzt verlorene Zeit in Vietnam, ich mich aber gleichzeitig vorfreuen möchte auf eine zukünftige Reise, gibt es heute ein paar Fotos von meinem letzten Vietnam-Trip.
Ich nehme euch alle virtuell auf eine Fahrradtour durch Mai Chau in Nordvietnam mit…
Mit dem Rad durch Reisfelder, durch das Nachbardorf und über den Markt in Mai Chau. Und natürlich beginnt dieser Tag mit mit einer dampfenden Schüssel leckerer Phở bò! Eigentlich sollte es ein Travelpost der Rubrik Kurzreise in 25 Bildern werden. Aber es gelang mir dieses Mal einfach nicht, mich auf 25 Fotos zu beschränken. Aber macht ja nichts, oder?
Nach der Bilderflut, die bei mir gleich wieder schlimmes Fernweh weckt, noch paar Infos zu Mai Chau in Nordvietnam…
Es liegt westlich von Hanoi in der Hoa Binh Provinz. Neben Sapa ist es wohl das bekannteste Bergdorf in Vietnams Norden. Die Menschen dort gehören zum größten Teil der ethnischen Minderheit der weißen Thai an. Das stattgrüne Mai Chau Tal beherbergt Wälder, Reisfelder und malerische kleiner Dörfer, in denen die Einheimischen zu Teil in traditionellen Stelzenhäusern leben. Früher wurden im Erdbeschoss, unter den Stelzen, die Nutztiere gehalten. Heute findet man dort im Schatten oft kleine Restaurants mit köstlichem und authentischem vietnamesischen Gerichten im Angebot.Viele Bewohner bieten auch „Homestays“ an. Dort kann man für ein paar Dong bei einer einheimischen Familie übernachten, essen und so das echte Leben auf dem Land kennenlernen.
Falls ihr euch übrigens fragt, warum viele Häuser, die man in dieser Bauweise auch in der Hauptstadt Hanoi sieht, so hoch und schmal sind… das liegt daran, dass die Grundsteuer in Vietnam von der Breite des Gebäudes abhängt. Daher sind zwei, drei-oder sogar vierstöckige Gebäude mit einer nur 5 Meter breiten Straßenfront ganz typisch. Dafür sind die Häuser dann auch oft 30 Meter tief.
Ich hoffe, euch hat die Fototour durch das nordvietnamesische Mai Chau gefallen. Gerade jetzt, wo wir alle “homebound” sind… mehr Tavelposts aus der Rubrik „Kurzreise in 25 Bildern“ findet ihr HIER. Und die haben dann wirklich nur 25 Fotos. ;)
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8 Comments
Anke
14. März 2020 at 17:23Beeindruckende Fotos.
Nic {luzia pimpinella}
16. März 2020 at 14:03Danke dir, Anke! :)
Britta
15. März 2020 at 19:42Was für schöne Aufnahmen aus Vietnam. Ich war im Dezember dort und war beim betrachten der Fotos wieder dort. Vielen Dank
Nic {luzia pimpinella}
16. März 2020 at 14:03Dankeschön Britta! :)
Katja Joho
16. März 2020 at 7:51Liebe Nic,
Wir grüßen ganz herzlich aus Hoi An! So wie du haben wir im Dezember überglücklich unseren zweiten Trip nach Vietnam geplant und sind nun noch hier, weil unser Reisestart vor dem großen Ausbruch in Europa lag.
Vietnam ist noch immer wunderbar und eine zweite Reise wert, aber der Ca phe sua uns Pho bo warten auf dich.
Nach einer kleinen Rundreise mit dem Rest sind wir in Hoi An gestrandet – im doppelten Sinne. Zum einen, weil wir ohnehin nahe unserer Lieblingsstadt im Land ein paar Tage Strandurlaub vorm Rückflug machen wollten, zum anderen weil wir schon mehrmals unseren Rückflug umbuchen mussten.
Das schöne Städtchen mit den Lampions ist derzeit nur ein Schatten seiner selbst – viele geschlossene Geschäfte und Restaurants, wenig Gäste und vor allem viel Sorge, fast Panik.
Also seid nicht allzu traurig und holt eure Reise in besseren Zeiten so schnell als möglich nach. Das Land ist es weiterhin wert und die Menschen hier werden es euch danken!
Viele Grüße aus der Ferne,
Katja
Nic {luzia pimpinella}
16. März 2020 at 14:02Liebe Katja, vielen Dank für deinen Kommentar und die lieben Grüße. Ich weiß, das wird uns alles nicht weglaufen. Beim Stornieren der Unterkünfte tat es mir schon sehr leid, weil ich auch weiß, was das für die Menschen bedeutet, die vom Tourismus leben. Wir werden das auf jeden Fall so bald wie möglich nachholen.
Euch wünsche ich natürlich, dass ihr nach Hause kommen könnt und nicht über längeren Zeitraum nun in Vietnam feststeckt. Denn so schön, wie es dort auch ist, das ist dann natürlich nicht mehr lustig. Kommt gut und hoffentlich bald heim und bleibt gesund!
Nancy
8. April 2020 at 21:25Liebe Nic,
ich drücke euch die Daumen, dass ihr eure tolle geplante Reise in naher Zukunft machen könnt.
Mich würde interessieren, wie ihr die Radtouren geplant habt: Wärt ihr von Ort zu Ort gefahren? Welche Strecke wolltet ihr ca. zu? Wo leiht ihr die Räder?
Viele Grüße, Nancy
Nic {luzia pimpinella}
9. April 2020 at 11:45Hallo liebe Nancy, danke dir, das hoffen wir auch.
Die Fahrräder konnten wir damals ganz einfach beim Hotel ausleihen. Eine konkrete Route hatten wir gar nicht, wir sind einfach drauf los durch die Reisfelder und umliegenden Dörfer gefahren. Die Netzabdeckung ist in Vietnam selbst in ländlichen Gebieten 1A (da kann sich Deutschland mal eine Scheibe von abschneiden ;) ) Daher kann man auch ganz easy Google Maps zur Orientierung nutzen, falls man da unsicher ist.