es gibt tage, die sind irgendwie
perfekt. da kommt man runter von allem, was einen im alltag so
stresst. man genießt einfach nur den moment und stellt fest, dass
man ein verdammt schönes leben hat. dankbar und glücklich fühlt
sich das an. man merkt aber auch, wie sehr man sich manchmal selbst
stresst mit seinen eigenen ansprüchen, gefangen in der
perfektionistischen optimierungsfalle. das meiste und beste überall
heraus zu holen, ist doch irgendwie unser aller ziel geworden und wir
machen uns auch gerne mal richtig kirre dabei. vielleicht haben wir
verlernt, die dinge auch einmal mal laufen zu lassen?
das geht mir ein paar mal durch den
kopf, an einem wurderbaren spätsommertag, den ich mit meiner besten
freundin sonni auf unserem
mädelstrip inBARCELONA verbringe. mitte september ist da noch sommer!
herrliche 26°C, blauer himmel, sonnenschein und wir beide in einer
metropole, die zu allem überfluss auch noch einen kilometerlangen
strand ihr eigen nennt. aus diesen zutaten kann man ganz leicht liebe
erinnerungen stricken. und das tun wir…
da wir beide märkte lieben und gern
essen, beginnt unser perfekter tag im
MERCAT DE LA BOQUERIA.
ja,
MARKTGESCHICHTEN gibt es hier im blog bereits so
einige, denn kein wochen-, bauern oder flohmarkt ist auf reisen vor
mir sicher. erst recht keine markthalle, denn davon gibt es in
deutschland viel zu wenige, wenn ihr mich fragt. sonni ist ja von
natur aus eine echte feinschmeckerin, wir müssen uns also
gegenseitig nicht lange überreden. frühstück in der markthalle?
unbedingt!
frisch gepresste und gemixte
fruchtsäfte und smoothies in allen erdenklichen sorten und
knallfarben für läppische einsfuffzig. würziger, fein
aufgeschnittener jamón ibérico direkt auf die hand. gegrillte
gambas mit knoblauchsauce. wir probieren hier und da und schwelgen in
geschmacksexplosionen. irgendwann, nachdem wir genüsslich durch alle
gänge der imposanten halle gestromert sind, landen wir an
der
PINOTXO BAR. unseren cortado con leche macht
uns juanito bayen, der schon lange eine institution hier ist.
sehr lange. vermutlich ist er schon jenseits der 80, sein wahres
alter verrät er jedoch nicht so gern. sein charme ist auf jeden fall
noch verdammt jugendlich. man ist immer so alt, wie man sich fühlt.
neben mir isst ein spanier etwas, das wie ein linsengericht mit
kleinen tintenfischen aussieht, zum frühstück. am liebsten würde
ich mir einen löffel schnappen und von seinem teller probieren, so
sehr lacht mich dieser eintopf an. aber es reicht schon, dass ich
mich zurückhalten muss, ihn nicht aufdringlicherweise mit seinem
frühstück zu fotografieren.
schade, dass wir für eine portion
authentischer tapas schon zu satt sind, denn die sehen hier echt
verführerisch aus. aber der tag ist noch ja lang und als nächstes
wollen wir ja ein paar kalorien abstrampeln. wir machen uns auf den
weg nach
BARCELONETA. an den roten
BICING stadträdern marschieren wir direkt vorbei. die haben uns
schließlich schon am vortag unsere ganze schicke tagesplanung
sabotiert. blauäugig hatten wir gedacht, wir gehen mal eben online,
melden uns an und leihen uns dann eins dieser fahrränder, die
überall herumstehen, für eine grandiose radtour. aber nun ja… die
roten drahtesel wollen nur von spaniern geliehen werden und nicht von
touristen. das hätten wir zwei touristinnen vielleicht im vorfeld
recherchieren sollen. klar, wäre schlauer gewesen. noch schlauer
wäre dann auch gewesen, nicht sämtliche ausweispapiere aus {leider
berechtigter angst vor taschendieben} im hotel gelassen zu haben. so
konnten wir also auch kein rad anderswo ausleihen. an dieses kleine
dilemma denkend, lassen wir also die roten bikes links liegen,
grummeln noch mal kurz hinterher und leihen uns stattdessen ein
schniekes weißes und ein lilafarbenes rad bei den noch schniekeren
jungen männern von
BARCELONA RENT A BIKE am port vell. und
los gehts endlich…
wir radeln noch ein bisschen eierig
los. der mensch ist ja ein gewohnheitstier und die fremden räder
fühlen sich auf die ersten meter komisch an. aber dann gehts ganz
leichtgängig vorbei an bunten kirmesbuden und karussells, die jetzt
am vormittag zum größten teil noch geschlossen sind. wir fahren
kindische schlangenlinien und die laune könnte schon jetzt nicht
besser sein. selbst während der fahrt fotos aus der hüfte schießen
klappt wie geschmiert.
das meer, das meer! da isses. wieder
einmal überkommt mich der ganz große neid auf alle menschen, die in
einer wunderhübschen stadt wohnen und dann auch noch einem tollen
stand direkt vor der nase haben. ich hoffe sehr, die barcelonier
wissen das zu schätzen. also nicht meine eifersucht, sondern ihr
LABARCELONETA. aber so, wie sie sich hier tummeln, tun sie es wohl.
entspanntes abhängen, treffen mit freunden, familienausflüge und
sportliches muskelgepumpe sehen wir überall. wir selbst kommen auch
ohne klimmzüge ins schwitzen auf unserer fahrradtour entlang der
standpromenade, die sich so wunderbar radeln lässt. 12 kilometer
könnten wir fahren, wenn wir wollten, aber irgendwann bremst uns
stechender durst und ein klitzekleines tapas-hüngerchen.
an etlichen
CHIRINGUITOS fahren
wir auf unserer tour vorbei. am
MARI CARMEN stoppen wir
dann. das lacht uns irgendwie besonders an. seit meiner
ANDALUSIENrundreise mit der familie im sommer liebe ich diese kleinen
strandlokale ganz innig. kleine häppchen, tapas, burger und einen
kühlen drink mit meerblick … es kann ja kaum was chilligeres geben
als das. da fällt mir auf, dass ich euch von unserem dreiwöchigen
roadtrip noch gar nichts berichtet habe, außer die
fotos davonauf INSTAGRAM! da sind noch so viele geschichten zu erzählen… nun
ja, der winter wird ja lang. da werde ich euch und mich dann mit ein
paar sommer-stories bei laune halten ;)
aber zurück zum chiringuito am strand
von barcelona! es ist zwar erst mittag, aber uns steht der sinn nach
einem eiskalten cerveza mit aussicht und wir machen eine
vollbremsung. die obligatorischen
PATATAS BRAVAS sind hier
zwar nur kartoffelchips mit scharfem sößchen, aber das sagt der
nette schnauzbärtige kellner uns immerhin vorher und wir wollen sie
trotzdem. dazu gibt es oktopus und oliven. erwähnte ich eigentlich
schon mal, das ich auf bärte {fast} jeder art stehe? okay, man mag
es vermuten, wenn man herrn P. betrachtet, der seit 1995 nicht
nackich im gesicht sein darf. selbst das schnauzbart-revival {von mir
auch liebevoll pornoschnurri genannt} feiere ich! aber ich schweife
mal wieder ab…
da sitzen wir beiden mädels also, ein
entspanntes grienen im gesicht, seichtes wellengeplätscher im ohr
und fühlen uns so richtig gut. es war wohl die beste idee ever, den
sommer noch um ein paar tage zu verlängern. und wir stellen wieder
einmal dankbar fest… uns geht sowas von gut. unser leben ist schön!
wir überlegen, wie wir den rest des tages verbringen wollen. bloß
kein stress! da sind wir uns einig und bleiben einfach noch ein
bisschen länger hocken.
nach unserer ausgedehnten
„mittagspause“ packt uns noch einmal kurz der ehrgeiz, die 12
strand-kilometer voll zu machen. aber wie war das nochmal? kein
stress, und je weiter wir und vom zentrum entfernen, desto einsamer
und auch ein bisschen langweiliger wir unser radweg. also kehren wir
um. da gäbe es ja noch so einige strandlokale für eine erneute
rast. schön, wenn man da so im einklang tickt, wie wir zwei.
das
LA GUINGUETA, direkt neben dem
rostigen turm aus eisenwürfeln von REBECCA HORN, hat uns zu beginn
unserer fahrradtour schon so einladend angeguckt. aber wir konnten ja
schlecht schon nach ein paar metern unsere fahrt für einen drink und
tapas unterbrechen. jetzt auf dem rückweg konnten wir es aber
sehrwohl! es war auch ganz dringend zeit für einen
barcelona-klassiker: einen
WERMUT {vermut} mit oliven.
vor unserer nase brutzeln die
gebräunten körper in der spätsommersonne. wir wundern uns, wie
viele frauen hier „oben ohne“ herumlaufen {auch die, bei denen
man sich wünscht, sie würden doch bitte etwas mehr anziehen}. bei
uns zu hause sieht man das ja nur noch selten. es sei denn
vielleicht, man hockt an der östlicheren ostseeküste, wo die
freikörperkultur noch leidenschaftlich gelebt wird. wir zwei
freundinnen fragen uns, ob wir uns vielleicht damals 1990 am strand
von kroatien barbusig kennengelernt haben. könnte sein. schließlich
brauchten auch wir damals auch kein bikini-oberteil. eine komische
vorstellung ist das jetzt, so viele jahre später, und wir lachen uns
über den gedanken kaputt. dann meint sonni noch auf ihre ganz
sonni-eske art, die ich so liebe: “kennst du eigentlich das
zitat von harald juhnke… meine definition von glück? keine termine
und leicht einen sitzen!”. wir gackern. wie passend das jetzt
gerade ist! {allen, die sich jetzt um uns sorgen machen, sei
folgendes versichert: nein, wir zischen nicht jeden tag mittags schon
ein bierchen und setzen den nachmittag dann mit wermut fort. und ja,
wir wir finden das zitat total witzig, wohl wissend, dass es von
einem alkoholiker stammt.}
nun, eigentlich haben wir ja auch noch
was vor… wir hatten überlegt, mit der
HAFENSEILBAHN auf den MONTJUÏC zu fahren. aber wir machen uns schon im
vorfeld in die hose. wir beschließen schließlich, dass es irgendwie
keine ganz so gute idee ist, wenn zwei höhenschisser einen über 100
meter hohen turm hinauf fahren, um in einer schaukeligen, viel zu
kleinen gondel über barcelona zu schweben. besonders dann nicht,
wenn keine ehemännlichen schultern zum anbucken dabei sind. wir
sehen und schon beide, hysterisch die augen zukneifend, auf dem boden
der seilbahn hocken und hoffen, dass es schnell vorbei ist.
wir machen uns also nur mal eben kurz auf den weg ins hotel {über unseren glücksgriff mit dem
PRAKTIK GARDEN hotel habt ihr vielleicht gelesen?}. schnell frisch machen, abendfein und ein bisschen muckeliger anziehen. bevor mich wieder die abendliche gänsehaut von der frischen brise überfällt und sich sonni über meine frösteligkeit schlapp lacht. während das licht immer goldener wird, spazieren wir die promenade in richung
W entlang. ich bin nicht so ganz sicher, wie ich die architektur des bekannten hotels, das wie ein segel anmuten soll, finden soll. ich finde es optisch eigentlich nur so lala, wie es da so hervorsticht. ist aber auch egal, denn viel interessanter sind ja die roller skater, die sich in der abendsonne sammeln. die leidenschaft zu den gummirollen scheint alterslos zu sein. da tummeln sich rollschuhläufer jeden alters, haben gemeinsam spaß und performen ganze choreographien mit funkiger musik. das schönste, sie rollen wirklich auf old school roller skatern, die mit dem stopper! ich erinnere mich an meine kindheit in den 70ern und 80ern. wie habe ich die dinger geliebt! schwarz waren sie mit rot-orange-gelben steifen und orangenen rollen. wo sind die eigentlich geblieben? ich muss mal meine mom fragen, die hebt ja alles auf.
dann zieht es uns zurück ins LA
GUINGUETA. am nachmittag hatte der burger auf dem nachbartisch so gut
ausgesehen. der strand hat sich inzwischen geleert und die meisten
sonnenliegen stehen schon gestapelt bis zum nächsten morgen. ein
bisschen kühl ist es geworden. es fühlt sich gut an, sich einfach
mal einen ganzen tag nur nach lust und laune treiben gelassen zu
haben. ich merke, dass ich mich manchmal schon ganz schön anstacheln
lasse von all den möglichkeiten, die eine reise so bietet. dass ich
mich manchmal sogar gehetzt fühle, jetzt bitteschön alles sehen zu
müssen. na, wenn man schon da ist!? dann aber bitte!
vergnügungsstress, nenne ich sowas. effektiv und optimiert.
vielleicht auch weil ich bloggerin bin, wird es schon manchmal zum
inneren zwang, alles mitzunehmen was geht. dabei tut es auch mal gut,
loszulassen, sich von selbstauferlegtem sightseeingdruck freizumachen
und fünfe gerade sein zu lassen. wir sind also nicht mit der
seilbahn auf den montjuïc gekommen. so what!? alles gut.
sonni und ich sitzen hier in der
dämmerung und wissen jetzt schon, dass wir sowieso nochmal wieder
kommen. vielleicht mit männern und töchtern. dann hätten wir auch
eine schulter zum reinbeißen, wenn wir mit der gondel schaukeln. und
die mädels! die könnten sehr cool auch schon mal ein paar stunden
ohne mama und papa verchillen. hier scheint teenager-heaven zu sein.
wir spinnen schon den nächsten barcelona trip zusammen. irgendwann
wird es dann wirklich empfindlich kühl und wir beschließen, nochmal
das lokal zu wechseln.
wir müssen nicht lange überlegen, was
wir mit dem angebrochenen abend anfangen. so gemütlich, wie der tag
war, so soll er auch weitergehen. am unserem ersten abend in
barcelona hatten wir ganz zufällig eine kleine tapas bar namens
LA FRESCA entdeckt. kein insider-tipp, kein reiseführer favorite, kein
hipster-schickilacki. wild gemixte, einfache einrichtung, eine
videoleinwand and der wand, eine supernette crew, die viel lacht…
so ein laden eben! dass man in den weit geöffneten fenstern sitzen
kann und die vorbeischlendernden leute beobachten, hat uns gleich
gefallen. dass es großartiges craft beer gibt es auch und
superleckere tapas von einem koch, der ab und zu seinen kopf aus der
durchreiche streckt und mit den leuten flachst.
es gefällt und hier so gut, dass wir
morgen gern noch einmal wieder kommen. dann haben wir wohl auch
sämtliche tapasgerichte des kleinen restaurants durchprobiert. sie
sind alle köstlich, von der würzigen, gebratenen blutwurst bis zu
den knusprigen chipriones {kleine frittierte tintenfischlein}. und
irgendwann, wenn wir dann mit unseren lieben nach barcelona reisen,
schleppen wir sie vermutlich auch hierher… weils so gemütlich ist.
wir sitzen hier noch bis in die puppen
und quatschen über gott und die welt… und genießen das ende
dieses perfekten tages, an dem wir nicht viel geschafft und doch
alles gehabt haben.
schön, dass ihr bis hier dabei wart. habt in wunderbar entspanntes wochenende!