Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, volle Pulle die Rennsemmel auf den Pisten von Carezza zu geben – jetzt in den Osterferien im diesjährigen Skiurlaub in Südtirol. Aber schon ein paar Tage vor unserer Reise kränkelte ich herum. Ich hatte ja auch einen Fehler gemacht… ich hatte mich nämlich gewundert, dass ich diesem Winter ohne größeren girppalen Infekt davon gekommen war, wo ich doch sonst im Februar oder März eigentlich immer zwei bis drei Wochen flach liege. Ich hatte mich laut gewundert!!! Kennt ihr das, wenn man
Dinge die gerade gut laufen am besten lieber nicht laut ausspricht? Weil man sonst prompt vom Gegenteil überzeugt wird? Bäm! Krank! Herbei geunkt!
Also bin ich das erste Mal in m einem Leben krank in den Urlaub gefahren. Natürlich in der Hoffnung, dass ich mich angesichts der Schönheit Südtirols ganz schnell wieder berappele. Und ich dachte, zur Not lege ich mich eben in mein Hotelbett, bingewatche Serien auf Netflix und werde eben mit einem hübschen Blick auf die Berge wieder gesund. Etwas anderes hätte ich zu Hause ja auch nicht getan – wenngleich ohne hübsche Bergkulisse. Und so hätten wenigstens meine Lieben ein bisschen Spaß in den Dolomiten, Stephan auf der Piste und Luzie bei ihren Foto-Touren. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nicht richtig geahnt, wie “cozy” mein Kranksein werden würde.
Wir waren von der Familie Kohler in ihr Wellness & Gourmet Hotel Engel in Welschnofen, am Fuße des Rosengarten im Trentino eingeladen worden. Der Spa-Bereich des Hotels war gerade erst ganz brandneu renoviert worden. Mein absolutes Glück, sage ich nur! So musste ich meine Zeit nicht ausschließlich im Bett verbringen, sondern konnte in den folgenden Tagen viel stilvoller vor mich hin lungern und wieder gesund werden.
Meine kleine Zwangsentschleunigung – Wellness in Südtirol… dabei wollte ich doch eigentlich Ski fahren!
Mit meiner Schniefnase und dem lästigen Husten freute ich mich dann doch sehr auf ein bisschen Entspannung. Trotzdem musste ich mir die “aufgezwungene” Entschleunigung erst einmal etwas schön reden. Ich bin nun mal eine leidenschaftlicher Ski-Häsin und weiße Pisten in der Nähe zu wissen, sie aber nicht herunter preschen zu können, nervte mich am Anfang sehr.
Schließlich sollte das ein Skiurlaub sein – und ich bin ja nicht wirklich so der Wellness-Typ der Tage lang tiefenentspannen kann, ohne rappelig zu werden. Ich habe immer viel zu viele Hummeln im Hintern, etwas zu unternehmen und unterwegs zu sein. Doch dieses Mal war ich nun wirklich ausgebremst. Und am Ende der Tage im Hotel Engel dachte ich dann, dass das eben auch irgendwie ein Glück war. Denn sonst hätte ich vermutlich wie zu wenig Zeit gehabt, die Möglichkeiten zum Entspannen im Hause so richtig zu genießen. Wegen der Hummeln.
Besonders der Ruheraum des Wellness-Spas war mit seinen bequemen Liegen, kuscheligen Decken und der wunderbaren Winteraussicht für mich ein wunderbarer Ort, um einfach zu relaxen und mich selbst zu pflegen. Es war erstaunlicherweise wenig los, manchmal war ich dort stundenlang allein, bevor andere Hotelgäste dazu kamen. {Nun ja, die anderen waren halt erst einmal auf den Pisten oder machten Winterwanderungen.}
Und wenn ich es noch “zurückgezogener” wollte, legte ich mich einfach in eine der muckeligen Boxen, die rechts und links durch Holzwände angeschlossen waren. Manchmal gesellte sich Luzie in die Box neben mir. Natürlich nicht in die selbe – Teenager brauchen schließlich ihre Privatsphäre noch viel dringender als irgendjemand anders auf der Welt! ;)
Wir genossen die ruhigen Nachmittage beim Lesen und Musikhören, während Stephan das Carezza Skigebiet unsicher machte. Wenn er dann irgendwann abgekämpft von der Piste kam, trafen wir uns auf einen Kaffee und frischen Apfelstrudel mit Vanillesauce in der Lounge – oder aber er kam einfach auf ein bisschen Entspannung und ein bis zwei Saunagänge zu uns grundgechillten Mädels.
Ich kam so auf den Wellness-Geschmack, dass ich mir sogar zwei ayurvedische Massagen gegönnt habe, um auch meinen eventuell blockierten Chakras etwas Gutes zu tun. Claudio Massimo Setti, der Therapeut im Vita Sana Spa, musste mich zuerst immer wieder ans Atmen erinnern. Tatsächlich hatte er Recht. Ich atme so flach, dass mein Mann nachts manchmal seine Hand auf mich legt, um zu fühlen, ob ich überhaupt noch lebe – so mucksmäuschenstill bin ich.
Bei der ersten Massage schon, stellte ich wieder einmal fest, dass es mir generell schwer fällt, mich komplett zu entspannen, mein ständiges Kopfkino einfach abzustellen und mich auf meinen Körper zu konzentrieren. Der Anstups, dies wieder etwas mehr zu tun, tat mir gut. Beim zweiten Mal wurde ich dann schon für meine Atmung gelobt. Richtig loszulassen gelang mir aber immer noch nicht. Wellness und Entspannung muss man halt auch können. Ich über noch, gebe ich zu. Aber nach dieser wohltuenden Erfahrung, bin ich aber wirklich gewillt mich öfter mal gezielt zu entspannen, anstatt immer nur Vollgas zu geben.
Der Außenpool des Engel hatte es mir schon bei unserer Ankunft angetan, wie er da vor der Bergkulisse so vor sich hin dampfte. Ich wusste allerdings nicht, ob ich mich mit meiner Erkältung wirklich hineinwagen sollte. Am zweiten Tag konnte ich dann aber doch nicht mehr umhin… schon allein, weil ich doch meine Schwimm-Brezel dabei hatte! Bevor ich Stephan an dem Morgen zum Skilaufen entließ, musste der arme Mann erst einmal meine Brezn aufpusten.
Das Wasser war mit seiner Temperatur von muckeligen 32°C eher ein warmes Bad als eine Abkühlung, deswegen traute mich letzendlich auch hinen – trotz der restlichen Erkältungszipperlein. Vor der grandiosen Kulisse zu planschen, hat so viel Spaß gemacht. Der einzige Wehmutstropfen war, dass der Rosengarten-Gebirgszug, den man sonst auch von dort aus sehen kann, hinter einer Nebelwand versteckt war. Aber… einer meiner Standardsprüche… Man kann nicht alles haben! Und manchmal muss man das ja auch nicht, weil das, was man hat, eben auch schon richtig toll ist.
Aber den Mensch lebt ja im Südtirol-Urlaub nicht vom Wellness allein. Auch wenn ich mir die Kalorien dieses Mal nicht auf der Piste “abarbeiten” konnte, habe ich jeden Morgen und jeden Abend im Wellness Resort Engel geschlemmt. Und zwischendurch auch. ;) Schließlich ist das ja auch etwas, das maßgeblich zum “feeling well” beiträgt. Ich muss jedoch zugeben, dass ich abends öfter mal angesichts der fünf Gänge kulinarisch kapitulieren musste. Besonders, wenn mit dir Südtiroler Schlutzkrapfen schon so gut geschmeckt hatten.
Abgesehen von den Köstlichkeiten, die für den Hotelgast inklusive waren, kann man übrigens als echter Gourmet auch die herausragende Küche im dazugehörigen Sterne-Restaurant Johannisstube erleben. Ich hatte während meiner Tage im Hotel die Gelegenheit, persönlich mit dem Sternekoch Theodor Falser über seine “Taste Nature” Küche zu sprechen. Der Chefkoch verwendet für die Gerichte in der Johannisstube, die tatsächlich einen Michelin Stern hat, ausschließlich regionale und saisonale Lebensmittel.
Nun, das behaupten ja Viele von sich, doch Falser meint das Ernst bis ins kleinste Detail! Nicht einmal Zitronen oder Pfeffer wird in seiner Küche verwendet, denn beides wächst nicht in Südtirol. Stattdessen greift der Koch zu Sauerampfer-Essenz, wenn er Säure benötigt und zu einem Kraut {dessen Name ich leider vergessen habe}, das Schärfe ins Essen bringt. Auch verzichtet er auf Tomaten und Olivenöl, denn weder Oliven, noch Tomaten gedeihen dort. Die Fische kommen auf regionalen Zuchten, das Fleisch von Bauern in der Umgebung.
Beim Gemüse hat sich der Küchenchef mit einem Bauernhof zusammengetan. Der Bauer in x-ter Generation baut vor allem alte Raritätengemüse an, die heute kaum noch jemand kennt und liefert sie an Theodor Falser. Sie bilden einen Grundbestandteil seiner Taste Nature Gerichte und stellen ihn natürlich ebenfalls vor kreative Herausforderungen. Denn das Gemüse ist ausschließlich aus Freilandanbau – nichts wächst im Gewächshaus. Alte Konservierungsmethoden sind daher für die Versorgung in den kalten Jahreszeiten ebenfalls unerlässlich. Sehr spannend, das alles! Ich hätte noch stundenlang Fragen stellen können, wollte den Sternekoch aber nicht weiter vom Kochen abhalten.
Dafür hatte ich dann noch mit Carmen Kohler, der charismatischen Chefin des Hotels, an einem Abend eine ebenfalls spannende Unterhaltung. Mir war bei der Anfahrt aufgefallen, dass man im Ort Welschnofen hier und da immer wieder den Namen Kohler lesen konnte. “Ja, der Name ist hier weit verbreitet. Nicht jeder gehört jedoch unmittelbar zur Familie.” meinte die Hotelbesitzerin. Das Hotel Engel hat jedoch eine sehr lange Kohler’sche Familiengeschichte.
Angefangen hatte es bereits viele Familiengenerationen zuvor mit den Ururgroßeltern und ihrem Bauernhof 1848. Der Hof lag auf dem Weg von vielen Reisenden, die mit ihren Fuhrwerken oder Kutschen über die Dolomiten in Richtung Cortina d’Ampezzo unterwegs waren. Immer mal wieder kamen Fragen nach einem warmen Mahl, etwas Wasser für die Pferde und manchmal auch nach einem Bett zum Übernachten. Also kam die Bauernfamilie auf die Idee, Fremdenzimmer einzurichten und vermieten. Das war der Beginn von vier Generationen Hotellerie.
Und mit den beiden Söhnen steht der Nachwuchs schon in den Startlöchern. Carmen Kohler erzählt: “Die Jungs sammeln gerade noch anderswo Erfahrungen, aber es ist immer ihr Wunsch gewesen, das Haus hier irgendwann zu übernehmen. Den neuen Wellness- und Spa-Bereich haben sie schon maßgeblich mit eigenen Ideen mitgeplant. Sie haben es ganz wunderbar hinbekommen, die Tradition zu wahren und doch moderne Aspekte hinzuzufügen. So soll es ja auch sein. Schließlich wird ihnen bald alles hier gehören.” Dann sage ich mal Dankeschön, liebe Kohler-Söhne! Davon habe ich nämlich in meinen Tagen im Hotel Engel schon ganz wunderbar profitiert.
Es war toll, einfach abzutauchen und zu entspannen. Und manchmal kann es halt auch nicht schaden, wenn einem die Ruhe mal aufgezwungen wird – selbst wenn es durch eine doofe Erkältung ist. Das nächste Mal finde ich ja dann vielleicht auch freiwillig Muße zum Nichtstun und zur Entspannung. Nach dieser schönen Wellness-Erfahrung in Südtirol ganz bestimmt.
P.S. Übrigens liegt Welschnofen {ich gebe zu, von dem Ort hatte ich zuvor noch nie etwas gehört} nur eine halbe Stunde Fahrzeit von Bozen bzw. Bolzano entfernt. Dorthin haben wir auf unserer Weiterreise nach Sexten in Südtirol dann auch einen wunderbaren Ausflug gemacht. Davon aber in einem anderen Blogpost mal mehr…
Leserinfo & Transparenz | Unsere Übernachtungen wurden freundlichst und von der Familie Kohler und dem Hotel Spa & Wellness Resort Engel im Rahmen einer unverbindlichen Presseeinladung unterstützt. Dafür danken wir ganz herzlich. Die Berichterstattung über unseren Aufenthalt stand mir völlig frei. Meine hier geschilderten persönlichen Eindrücke und meine Freunde am Entschleunigen bleiben davon auch dieses Mal unangetastet, so wie ihr es von mir gewohnt seid.
morgaine
11. April 2018 at 23:22Hallo Nic
Hab ganz vielen Dank für deine Berichte und Fotos! Wenn ich deine Reisestorys lese und dazu die Fotos, möchte och gleich meine Koffer packen und Urlaub machen. Es ist wie träumen von einer anderen Welt, ich spüre die Wärme des Wassers und die Kühle am Kopf beim Auftauchen, fühle den Nebel am Berghang…. einfach klasse!
Macht Luzie eigentlich einen Teil der Fotos für deinen Blog?
Hab ganz lieben Dank
morgaine
Nic {luzia pimpinella}
12. April 2018 at 8:39Danke für deinen lieben Kommentar, Morgaine! :)
Ja, Luzie macht inzwischen manchmal Bilder und unterstützt mich. Wenn ich drauf bin hat es entweder meine Tochter oder mein Mann fotografiert. Wenn ich auf Bildern Zuhause drauf bin, ist es allerdings meist das Stativ und der Selbstauslöser. ;)
Girlofwilderness
19. April 2018 at 10:59Deine Fotos gefallen mir total gut! Auch deine Art zu schreiben (:
Schau doch auch mal bei mir vorbei!
Nic {luzia pimpinella}
19. April 2018 at 11:08Danke dir. Ich scheue gern mal vorbei.