Marrakesch Reise – unser Tagesausflug in die Agafay Wüste mit Übernachtung im Habitas Camp

Wunderbar leise war es hier, das fast einzige Geräusch war das Zirpen der Grillen und der Wind. Dieser leichte Wind, der über die Agafay Wüste wehte. Schon kurz nach unserer Ankunft in Marrakesch (im letzten Mai) hatten wir die Stadt wieder verlassen und zu dem Zeitpunkt fühlte sich das sehr gut an. Denn mich hatte Marrakeschs Gewusel auf den Straßen und in den Souks, der Geräuschpegel und die Farb- und Geruchsexplosion erst einmal aus meinem persönlichen Gleichgewicht gebracht. Dabei fang ich all das ganz wunderbar und aufregend… aber nach der Pandemie und entsprechender Reiseabstinenz, war dies unser erster Trip dieser Art. Und für mich war Marrakesch erst einmal eine Reizüberflutung für alle Sinne und daher irgendwie anstrengend. Mehr als ich das wollte und ich es normalerweise von mir gewohnt bin. Aber was ist schon noch normal, nicht wahr?

Es war also erst einmal ganz wunderbar, dass wir am zweiten Tag in Marrakesch schon einen Übernachtungstrip woanders gebucht hatten. Nicht weit weg und dennoch schon eine andere Welt. Ruhe und Weite anstatt das Gewusel und Gehupe in der Enge der pulsierenden Stadt. Manchmal ist ein kleiner Tipp eben Gold wert. Er kam von Kerstin von @_happy_traveller aus meiner Instagram-Community, nachdem ich irgendwo geschrieben hatte, dass wir einen Marrakesch-Urlaub planen. Sie hatte auf ihrem Trip nach Marokko in diesem Camp in der Agafay Wüste übernachtet… das Caravan de Habitas. Ihr Tipp gefiel uns sehr und wir waren neugierig. Also buchten wir eine Nacht im Wüstencamp.

Unsere Nacht in einer Wüsten-Oase, nur einen Katzensprung vor den Stadtgrenzen Marrakeschs…

Die Wüstenlandschaft Agafay befindet sich ganz in der Nähe der Stadt Marrakesch. Wir fuhren ca. 45 Minuten mit dem Auto (einem Shuttle Service des Camps) dorthin. Wer bei dem Wort Wüste die haushohen Sanddünen der Sahara vorm inneren Auge hat, ist hier tatsächlich falsch. Die Agafay-Wüstenandschaft bezieht aus kargen Ebenen, felsigen Dünen, trockenen Flussbetten und sandig-steiniger Weite. Eine wundersam schöne „Mondlandschaft“ soweit das Auge reicht und die dramatischen, schneebedeckten Atlasberge am fernen Horizont.

Die Gegend ist von sehr trockener Vegetation, niedrigen Sträuchern und Gräsern und einigen, sehr wenigen Bäumen geprägt. Romantisch, feinen einen Sand zwischen den Zehen findet man hier als Besucher*in also nicht, höchstens Steine. Dennoch ist es ein faszinierendes Ausflugsziel vom nur 30 Kilometer entfernten Marrakesch aus, wenn man gerne eine Wüstenlandschaft hautnah erleben möchte, ohne weit von dort aus anreisen zu müssen. Dort wartete für eine Nacht ein „nomadisches Zuhause“ und ein klitzekleiner Hauch von Wüstenabenteuer auf uns.

 Ganz ehrlich…. kaum waren wir dort angekommen, bedauerten schon direkt, dass wir nur eine Nacht im Camp gebucht hatten. Der Empfang war herzlich. Wir waren früh dran und unser Zelt war noch nicht bezugsbereit. Aber wir hatten halt gedacht, das wir dann ein bisschen mehr von der kurzen Zeit haben, die wir dort verbringen würden. Das war schlau gedacht, denn auf uns wartete ein tolles Outdoor-Restaurant, ein Pool und etliche über das weitläufige Camp Gelände verteilte Plätze, zum gemütlichen Lümmeln und Chillen. Alles im Berber-Style…. Poufs, Kelims & Kissen aus groben Naturmaterialien. Als Interior-Enthusiastin hätte ich am liebsten etwas davon eingepackt, um es zu Hause auf unserer Terrasse genau so zu drapieren.

Für den unbeheizten Pool war es uns definitiv noch zu kalt…. also uns zumindest. Ein paar ganz mutige Camp-Gäste sprangen vor unserer Nase ins Becken, um dann erst mal keuchend und quiekend wieder zu schießen. Aber natürlich war es in der Sonne schon so warm, dass man sich dann auf den Pool-Liegen mit Blick auf die Wüste wieder in der Sonne aufwärmen konnte.

Wir kramten statt dessen erst einmal ein paar traditionelle, marokkanische Süßigkeiten, aus der Tasche und machten es aus nach einem ersten, kleinen Rundgang auf einen Daybed gemütlich. Die köstlichen Plombenzieher hatten wir am Tag zuvor in irgendwo an einem Stand in den Souks gekauft. Hier ankommen und sich direkt wohl fühlen… nichts leichter als das. Und diese Stille als krasser Gegensatz zu der städtischen Reizüberflutung. Wir genossen das sehr.

Nach dem Ankommen und dem Süßkram-Päuschen, hatten wir noch viel Zeit für einen ganz großen Spaziergang über das weitläufige Camp-Gelände und auch ein Stück hinein in die Wüste. Das Wetter war mittlerweile etwas bedeckt. Wir brauchten uns also keine Sorgen machen, uns bei unserer mini-mini Wüstenwanderung einen Sonnenstich zu holen. Obwohl es schon Mai war, war die Temperatur mit um die 20°C sehr erträglich. Mit Frostködel war es fast schon ein bisschen zu kühl, denn es ging auch ein frischer Wind. Die Einheimischen waren sich übrigens einig, dass es ungewöhnlich kühle Maitage waren. Noch einen Woche zuvor war es sehr heiß gewesen. Aber für uns war das vor allem für die Tage innerhalb der Stadtmauern Marrakeschs natürlich auch ganz angenehm.

Aber jetzt waren wir ja erst mal hier in der Wüste. Sehr viel gab es auf unserer kleinen Wanderung es dabei freilich nicht zu sehen…. außer die Weite der Agafay eben und deren Mondlandschaft. Das war eben trotzdem schon sehr beeindruckend zu sehen, ganz ungewohnt für unser Auge.

Und wenn man aber genauer hinschaute, gab es eben doch faszinierendes Leben zu entdecken. Pflanzen, die der Trockenheit und der Hitze trotzdem und auch kleines Getier, dessen Lebensraum dieser Ort ist. Unter den kleinen Gestrüpp-Büschen sah ich irgendwann kleine, extrem dicke Insekten-Popos in Erdlöchern verschwinden. Mein Opa hatte mich früher als kleinen Stöpsel schon bei Waldspaziergängen immer „Adlerauge“ genannt, weil ich immer sämtliches Gekrabbel gesichtet habe. Stephan ist da eher etwas blind unterwegs. Wir witzeln immer, dass das an den männlichen Genen liegen muss, dass sein Blick eher auf Mammuts am Horizont programmiert ist. Anhand ein Paar Fotos, Google Bildersuche und der Hilfe einer zoologisch sehr begabten Instagram-Followerin, konnten wir die Krabbler jedenfalls als Riesengrillen identifizieren. Und ich sage euch, die waren mit bis zu 5 cm Größe wirklich riesig… und auch ein bisschen gruselig.

Irgendwann wurde es dann doch ein bisschen warm, als die Sonne wieder raus kam, und es zog uns zurück. Schließlich waren wir nicht auf Kamelrücken unterwegs, wie die Leute, die wir in Karavanen auf den Dünen in der Ferne sehen konnten, sondern zu Fuß.

Im Camp stellten wir dann fest, wer ein bisschen Hummeln im Hintern hat und denkt, er oder sie würde sich vielleicht in der Weite und Stille der Wüste langweilen, sorgt sich umsonst. Eine ganz bezaubernde Yoga-Lehrerin leitet dort mehrmals am Tag Yoga-Sessions. Es kann nicht nur auf Kamelen geritten werden, sondern auch auf Pferden aus den Camp-eigenen Stallungen. Wer lieber auf einem Drahtesel sitzt, findet auch diese dort für eine Tour. Es gibt ein Angebot Picknick-Ausflügen in die Wüste und von abendlichen Kreativ-Workshops, wie Malen, Töpfern & Co.

Wenn man möchte – und mehr Zeit hat als wir sie hatten – kann man vom Camp aus auch Ausflüge zu traditionelle Berberdörfern in der Umgebung buchen, die den Besuchern Einblicke in die Kultur, das Leben und die Bräuche der Berber bieten, die in dieser Region beheimatet sind.Wären wir länger geblieben, hätten wir das sicherlich getan.

Doch in Anbetracht dessen, dass wir leider nur 24 Stunden im Habitas Wüstencamp verbracht haben, wollten wir unseren Aufenthalt dort einfach nur ganz gechillt genießen. Außerdem hatten wir mittlerweile auch schon wieder Hunger! Aber erst einmal konnten wir unser „Explorer Tent“ beziehen.

Der staubige Weg zu unseren Zelt führte und an gelb-puschelig blühenden Akazienbäumen vorbei, fast ans ende des Camps. Unsere Koffer warteten dort schon auf und und wir bekamen eine kleine Einweisung in die Accomoditäten. Den Schlafraum füllte vor allem das große Doppelbett Bett mit dicken decken und Kissen. Etwas dickere Bettdecke braucht man dort eben auch, weil es nachts empfindlich kalt werden kann. Das Eco-Bad ließ auch nichts zu wünschen übrig, ausgestattet mit einer Kompost-Toilette und einer Dusche mit solarbetriebenem Warmwassertank. Denn natürlich gibt es inmitten der Wüste keinen Anschluss an die Kanalisation. (Falls ihr einen geführte Room-Tour sehen möchtet, findet ihr auch Videos auf meinem Instagram unter dem Highlight „Marrakech“

Wir waren echt gespannt, wie dir Nacht dort sein würde. Wir saßen eine Weile vor unserem kleinen Zelt-Zuhause und ließen die Weite bis hin zu den Atlasbergen nochmal auf uns wirken…. und dann knurrte echt der Magen.

Im Restaurant Olivar bereuten wir es dann gleich noch ein zweites Mal, dass wir nur eine Nacht geblieben. Denn die Speisekarte las sich so spannend und köstlich, dass wir direkt FOMO bekamen, weil wir nicht alles in der kurzen Zeit probieren konnten. Und das war noch erst das Lunch Menü, das wir noch um die Tageszeit präsentiert bekamen. Um es kurz zu machen…. wir hatten das grandioseste Avocado-Hummus ever, frisches Tafarnout Berber-Brot und noch mehr kulinarisches Schnickeldi aus der marokkanischen Küche.

Wir waren so beschäftigt mit dem Essen, dass ich gar nicht von allen gerichgten Fotos gemacht habe. Vor allem am Abend nicht, wir wegen des auffrischenden Winds nicht outdoor saßen, sondern im Indoorbereich des Restaurants. Dort war es kuschelig und schummrig und das Licht sowieso zu schlecht für Fotos. Aber falls ihr neugierig seid und einen Blick in die Speisekarten werfen möchtet, dann könnt ihr das HIER.

Noch vor dem Abendessen durften wir jedoch erleben, wie Tafarnout Brot zubereitet und im traditionellen Lehmofen an offenem Feuer gebacken wurde. Der Hefeteig aus einer Mischung von Weizen- und Hartweizenmehl (Semolina) wurde dabei zu Fladen ausgerollt und direkt auf die heißen Kieselsteine im Ofen geworfen. Kurz gebacken, gewendet und schon fertig. Das war ein kleines Träumchen….. allein der Duft! Und während wie auf die ersten warmen Brote warteten, die wir direkt aus dem Ofen mit einem Öl oder Butter-Dip kosten konnten, wanderte eine Kamel-Karavane am Horizont in die Abendsonne. Das hatte schon etwas kitschigem Postkartenmoment delüx. (Auch das könnt ihr übrigens HIER in meinen Marrakesch Story Highlights auf Instagram sehen).

 In der Dämmerung wurde dann auch das Feuer mitten im Camp entzündet und knisterte im Abendwind. Nach dem üppigen Assen saßen wir dort noch eine ganze weile, während die Sonne unterging. Eingekuschelt in einer dicken Strickjacke, bis es tatsächlich anfing zu regnen. Ja…. regen in der Wüste! Das war ungewöhnlich im Mai, aber am nächsten tag sollte auch schon wieder die Sonne scheinen.

Während wie uns in unsere Zeltunterkunft zurückzogen, begann übrigens zu später Stunde noch ein Töpferkurz im Schummerlicht. Doch dafür hatten wir nach dem üppigen Abendmahl keine Energie mehr. Der Weg su unserem Explorer Tent am äußeren Ende das Camps war bei der Dunkelheit ein bisschen abenteuerlich. In der Wüste ist es nachts nun mal stockfinster und die Wegbeleuchtung war spärlich, deswegen kam in manchen Ecken des Weges wirklich die Handy-Taschenlampe zu Einsatz. Aber wir erreichten unser Zelt ganz sicher. Während wir anderswo auf dem Gelände Leute gackern hörten, die offensichtlich das gleiche Problem mit der Dunkelheit hatten, wie wir.

Es war mittlerweile sehr kühl und wir machten uns ganz schnell bettfertig, um unter die dicke Decke zu schlüpfen und einzukuscheln. Das schwere Bettzeug hatte schon etwas von einer sehr warmen Therapiedecke. Zu erst war uns das ein bisschen too much, aber wir schlummerten dann doch ein, bei den Geräuschen der Wüste, die durch die Zeltwand zu belauschen waren. Naja, und spätestens gegen morgen waren wir dann dankbar für die dicke Decke. Denn gegen Morgen waren die nächtlichen Temperaturen dann doch empfindlich.

Am Morgen aus dem Zelt zu treten und bei strahlend blauen Himmel über die Weiten der Wüste zu schauen, war wirklich ein grandioses Erlebnis… in der Ferne am Horizont das schneebedeckte Atlasgebirge. Noch einmal bereuten wir, nur die eine Nacht gebucht zu haben und nicht zwei. Wir beschlossen einen möglichst späten Transfer zurück in die Stadt anzufragen, um einfach noch den ganzen Tag dort verbringen zu können.

Nach einer schnellen, aber angenehm warmen Dusche ging es zum Frühstück. Ich bin ja nicht so ein Frühstücksmensch, aber im Urlaub liebe ich das immer sehr. Und dort ganz besonders… aus offensichtlichen Gründen. Der spätere Transfer war vereinbart, wir hatten also jetzt erst einmal alle Zeit der Welt, das zu genießen. Um unseren Tisch herum zankten sich die frechen Spatzen um Krümel, die Outdoor-Lampen schaukelnden im Wind und das Sonnenlicht blitzte durch das Schilfdach des Outdoor-Restaurants.

Danach machten wir uns auf den Weg, die Kamele zu besuchen, die auch zum Camp gehörten. Wie fast überall in den marokkanischen Wüsten, konnte man dort einen Kamelritt buchen. Wir verzichteten darauf, wollten aber so gern diese faszinierenden Tiere mal aus der Nähe sehen. Diese Schnuten, diese großen Augen mit den langen Wimpern…. es waren echte Schönheiten. Nun ja… sie waren jetzt nicht so die Kuschlerinnen, aber diesen Kameldamen mal so nah kommen zu dürfen, war ganz wunderbar.

Hier ein paar Kamel-Facts, die wie über diese zauberhaften Wesen gelernt haben…

• Kamele besitzen schlitzförmige Nasenlöcher, die sie bei einem Sandsturm einfach zuklappen können, damit sie möglichst wenig Sand einatmen. Auch die hübschen, langen Wimpern dienen bei Stürmen dem Schutz vor herumfliegendem Sand.
• Kamele können bei Extremtemperaturen absichtlich 42° Fieber bekommen, damit sie nicht so viel schwitzen und somit aktiv ihren Wasserverlust reduzieren.
• Kamele können 200 Liter Wasser in 15 Minuten trinken. Durch ein ganz besonderes Magensystem und Blutkörperchen, die sich bis zu 200fach vergrößern können, können sie drei Wochen lang davon zehren.
• Kamele gehören zu den wenigen Tieren, die easypeasy auch Salzwasser trinken können. Ihre speziellen Nieren filtern es 1A.
• Nein, der „Wassertank“ eines Kamels steckt nicht in seinen Höckern. Aber die Höcker sind mit Fett gefüllt, als Energievorrat in Hungerzeiten.
• Und falls ihr euch fragt, wie das jetzt nochmal war, mit den Kamelen, den Dromedaren, den Trampeltieren und ihren Höckern… Es gibt einfach Kamel-Gattungen. Die einhöckrigen nennt man Dromedar, die mit dem zwei Höckern sind Trampeltiere. Kamele sind sie alle!
• Apropos Hunger… Kamele futtern liebend gern die fiesen, dornigen Zweige von Akazien. Die fleischige, gespaltene Oberlippe und die harte Zunge schaffen es, Blätter von dornigen Sträuchern zu zupfen, ohne sich zu pieksen.
• Kamelfüße sind flach und breit und haben eine dicke Hornschwiele als Sohle, die ganz glatt aussieht. Damit sinken sie nicht im Wüstensand ein und sind auch gestürzt vor scharfkantigen Steinen und heißen Böden.

Den Rest unseres Tages verbrachten wir chillend und noch mehr essend zwischen Pool, Bar und Restaurant. Wir genossen noch einmal ganz intensiv die Ruhe und die Weite dieses Ortes.

Bevor es am frühen Abend dann zurück ging in unser hübsches Riad, mitten im Trubel von Marrakeschs Medina. Dazu ein anderes Mal mehr. ;)

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