Rhodos Lost Places entdecken … die Villa de Vecchi & das Geisterdorf Eleousa

Eine Woche Rhodos im letzten April… der erste “größere” Urlaub ohne Wohndose seit Beginn der Pandemie. Dem norddeutschen Schmuddelwetter entfliehen, bevor einem die heimische Decke auf den Kopf fällt, und die wintergeschundene Seele mal wieder baumeln lassen. Das tat wirklich gut und unser Aufenthalt im Casa Cook war das reinste Seelenbalsam. Das Hotel war tatsächlich so schön, dass man sich schwer davon losreißen konnte. Aber selbst die tollste Unterkunft kann natürlich unsere Hummeln im Hintern nie bremsen. Und so waren wir jeden Tag unterwegs und haben Ausflüge kreuz und quer auf der griechischen Insel gemacht. Und zwei nicht ganz so bekannte für Fans von “Lost Places” möchte ich euch heute mal verraten: die verlassene Villa de Vecchi und das Geisterdorf Eleousa.

Rhodos Lost Places entdecken … die Villa de Vecchi {Villa Mussolini} & das Geisterdorf Eleousa

Ihr Lieben, ich möchte vorher anmerken, dass ich grundsätzlich davon abrate, “Lost Places” zu erkunden, wenn das Betreten der verlassenen Gebäude oder Gelände offensichtlich verboten ist. Das hat immer einen Grund. Denn obwohl Orte verlassen sind, gehören sie eventuell jemanden. Außerdem bergen gerade baufällige Häuser auch immer Gefahren, die man nicht unterschätzen sollte. Deswegen möchte ich euch selbst bei frei zugänglichen Ruinen auch immer ans Herz leben, umsichtig und vorsichtig zu sein, wenn ihr in ihnen unterwegs seid. Bei meinen beiden Tipps handelt es sich um zwei von Rhodos Lost Places, die man besuchen darf! In Eleousa fanden sich an manchen Gebäuden sogar Schilder mit QR-Codes zu weiteren Informationen über das verlassene Dorf.

Willkommen im Geisterdorf Eleousa auf Rhopdos…  

Das Geisterdorf Eleousa war für uns ein echter Zufallsfund. Wir waren an dem Tag zwar auf dem Weg, einen von Rhodos Lost Places zu erkunden, nämlich Mussolinis Villa. Dass wir aber ganz zufällig noch durch ein seit Jahrzehnten verwaistes Dorf kommen würden, davon hatten wir ursprünglich keine Ahnung.

Wir waren von Kolymbia, wo wir im Casa Cook wohnten, mit unserem kleinen Mietflitzer in Richtung des Inselinneren gestartet. Die nur 23 Kilometer entfernte verlassene Villa de Vecchi (auch Villa Mussolini genannt) ist von dort aus in ca. 35 Minuten zu erreichen. Aber schon auf der Hälfte der Strecke nach 12 Kilometern kamen wir durch ein seltsam verlassen anmutendes Dorf. Das weckte natürlich unsere Neugier. Wir parkten das Auto und gingen auf Erkundungstour rund um den Dorfplatz. Wir hatten tatsächlich keine Ahnung, wo wir da waren und was es dam,it auf sich hatte, aber ein Schild mit QR-Code offenbarte dann das Geheimnis um diesen Ort. Wir waren zufällig in Eleousa gelandet.

Wir lernten… Eleousa wurde ab 1935 während der italienischen Besatzungszeit auf Rhodos unter dem NamenCampochiaro als Musterdorf erbaut. Der Ort sollte als Wohnsiedlung für südtiroler Forstarbeiter, die in der Aufforstung der baumlosen Profitis Ilias tätig waren. Ihnen verdankt die Berglandschaft übrigens heute ihre üppig grüne Bewaldung.

Das Dorf bestand aus Häusern samt mit Grundstück für die Arbeiter, einen zentralen Dorfplatz mit Kirche und einem großenVerwaltungsgebäude. Außerdem, gab es ein Kino, die örtliche Zentrale der Faschistischen Partei Italiens, eine Schule, sowie Gesundheitseinrichtungen und Geschäfte.

Nachdem Rhodos 1939 beim Kriegseintritt Italiens unter britischen Beschuss genommen wurden, flohen die meisten Bewohner aus dem Dorf. Es folgte1943 die deutsche Besatzungszeit und die letzten italienischen Siedler verließen den Ort. Campochiaro wurde zum Stützpunkt für deutsches Militär. Als 1947 die Insel Rhodos endlich zurück an das Königreich Griechenland ging, war das Dorf gänzlich unbewohnt und wurde offiziell in Eleousa umbenannt. Von 1947 bis 1970 wurde dann dort das größte Sanatorium für Tuberkulosepatienten der östlichen Ägeis betrieben. Die abgeschottete Lage war zur Einhaltung einer Quarantäne ideal, das Klima für die TB-Patient*innen leider nicht.

Seltsam fanden wir ja, dass heute wieder einige Hauser unterhalb dieser Dorfanlage wieder bewohnt werden. Und dennoch bleiben die Gebäude des alten Dorfkerns unbenutzt und verfallen weiter. Schade drum.

Wohnruinen, wie in Eleousa verströmen so eine morbide Schönheit, der ich mich nicht entziehen kann. Mein Fotoauge entdeckt all die Strukturen und Oberflächen. Verfall und Vergessen, wo einmal Menschen gelebt und gearbeitet haben. Dazwischen die Farbtupfer, die sich gegen den Zahn der Zeit wehren. Und meine Fantasie fragt sich, welche Geschichten diese zerfallenden Relike einer anderen Zeit wohl erzählen könnten. Deswegen liebe ich es, Lost Places zu erkunden. Sie sind immer geheimnisvoll und auch ein bisschen gruselig, vor allem aber auf ihre eigene Art wunderschön.

Falls ihr bei eurer Rhosos Reise das Geisterdorf Eleousa besuchen möchtet, findet ihr es HIER.

Die Villa De Vecchi oder Mussolinis Villa…

Ein ein so richtig echter Rhodos-Geheimtipp ist die Villa Mussolini nicht mehr wirklich. Wer nach ausgefallen Ausflugstipps auf Rhodos oder einfach nur nach Lost Places sucht, der wird sicherlich fündig werden. Aber dennoch ist dieser Ort vielen Rhodos-Reisenden nicht unbedingt bekannt. Auch dieses Anwesen liegt HIER in den Bergen de Profitis Ilias, gegenüber des Hotels Elafos, das noch immer in Betrieb ist. Wenn man vom dortigen Parkplatz aus ein Stückchen den bewaldeten Berg herauf marschiert, erscheint die verlassene und zerfallende Villa zwischen den Bäumen.

Das Anwesen ist ebenfalls ein Relikt aus der italienischen Besatzungszeit der Insel. Der Name Villa de Vecchi geht auf den faschistischen italienischen Gouverneur Graf Cesare de Vecchi zurück, der auf Rhodos von 1936 bis 1943 mit brutaler Hand regierte. Er residierte zwar im Großmeisterpalast in Rhodos Stadt, ließ sich die Villa aber als Sommerfrische erbauen. Ein paar Mal wurde sie auch der italienischen Königsfamilie auf ihren Reisen bewohnt. Was diesen Ort besonders geheimnisvoll und auch latent gruselig klingen lässt, ist , dass sie später dem faschistischen Diktator Mussolini als Sommerresidenz dienen sollte. Daher auch der unrühmliche „Zweitname“. Allerdings ist hat Benito Mussolini das Haus tatsächlich nie betreten. Bevor er darin seine Diktator-Sommerferien verbringen konnte, wurde er 1943 von Partisanen gefangen genommen und aufgeknüpft.Noch gruseliger finde ich allerdings, dass wir HEUTE wieder ein postfaschistische Regierungschefin in Italien haben. Der Wunsch, dass Menschen aus ihrer unrühmlichen Geschichte lernen ist wohl für immer vergeblich. Aber das ist ein anderes Thema….

Die Geschichte des Hauses und deren Besitzer erklären natürlich die Tatsache, dass die Griechen nie sonderlich großen Enthusiasmus hatten, das Bauwerk zu pflegen oder zu erhalten. Da sich bis heute keine Investoren gefunden haben, die die Villa restaurieren könnten, rottet sie weiter vor sich hin und dient Liebhaber*innen von Lost Places als Fotokulisse. Eigentlich wünscht man sich dennoch, dass sich Leute mit viel Geld finden, die sich der verrottenden Villa annehmen. Zu schade ist es, diese wunderschöne alte Architektur verkommen zu lassen.

Also, Fantasie und Kreativität hätte ich genug, einer solchen Villa neues Leben einzuhauchen… ich sehe es quasi vor meinem inneren Auge. Nur leider reicht der Inhalt meiner Portokasse nicht.

Wie ist das bei euch? Seid ihr auch so fasziniert von der morbiden Schönheit von Lost Places? Habt ihr schon mal welche erkundet?

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