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Perspektivwechsel – wie die Coronazeit einen meiner größten, persönlichen Zunkunftspläne verändert hat

Perspektivwechsel - wie die Coronazeit einen meiner größten Zunkunftswünsche verändert hat | fiftytwofreckles.com aka luziapimpinellaJa, Veränderungen mag ich. Am liebsten natürlich die von der selbstbestimmten Sorte. Aber manchmal können ja selbst die aufgezwungenen einen positiven Impuls verursachen. Weil mit Veränderungen eben immer auch gewisse Perspektivwechsel einher gehen. Und es kann ja niemals schaden, Dinge von mehreren Seiten zu betrachten und gegebenenfalls auch mal neu zu beurteilen, nicht wahr? In unserem Haus steht ein gerahmter Print mit einem Zitate von des Schriftstellers und Künstlers Francis Picabia “Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann”. Und tatsächlich. Ein Teil meines jahrelangen Denkens im Bezug auf unser Zuhause, hat sich in der Tat in den letzten Monaten verändert… durch Corona.

Ich denke, dieses Jahr und Coronakrise hat allen von uns diverse Veränderungen aufgezwungen. Und manche andere Veränderungen kamen in Laufe dieser Zeit von allein… weil sich irgendwie auch Perspektiven geändert haben. Bei mir war es etwas, von dem ich seit Ewigkeiten dachte, es stünde fest. Etwas, das nachdem ich mich seit Jahren gesehnt habe. Plötzlich ist es nicht mehr so wichtig. Und ich wundere über mich selbst…Wer mich schon länger kennt, der weiß, dass ich mich nicht so recht mit dem Leben im Speckgürtel Hamburgs angefreundet habe. All die Jahre nicht, seit wir mitten aus meiner Herzensstadt Hamburg in ein eigenes Haus in der Nordheide zogen. Gerade noch nah genug zur Hansestadt. Aber dennoch so fern, dass ich es nie schaffte, so oft in der Stadt zu sein, wie ich es gern wäre wäre. Damals beim Kauf war Luzie 2 Jahre alt, es sind also mittlerweile 17 Jahre “Landleben”.

Irgendwann war mir klar, dass ich es nie so richtig lieben würde, hier zu leben. Eigenes Haus hin oder her. Ich hätte es jederzeit wieder gegen ein Leben mitten in der Stadt eingetauscht. Ich machte keinen Hehl daraus. Stephan wusste es und verstand mich… auch wenn es ihm nicht ganz so ging wie mir. Kein Wunder auch, er war ja weiterhin täglich in Hamburg zum Arbeiten. Das Einzige, was mich zurückhielt, diesen Wunsch nach einem Umzug zurück in die Stadt, zu verfolgen, war unsere Tochter. Sie hatte ihr Leben hier, ihre Freunde, ihre Schule. Mir war immer klar, dass ich sie da nicht herausreißen wollte. Und auch wenn wir es – im Nachhinein betrachtet – wohl hätten tun können. Denn auch da kippte ihre Perspektive zur “Heimatstadt” natürlich, als sie erst einmal in die Pubertät kam, anders war als die meisten Kids hier, und merkte, dass sie sich in Hamburg viel wohler fühlte. Doch wir verpassten irgendwie auch immer immer den rechten Zeitpunkt dafür. So einen Immobilienwechsel macht man ja auch nicht mal eben so schnell. Schon gar nicht, wenn man nach bezahlbarem und trotzdem schönem Wohnraum in der Großstadt sucht.

Seit Jahren hielt ich mich also an dem Gedanken fest, dass wir wieder in die Stadt ziehen können, sobald Luzie mit dem Abitur fertig ist. Das wäre dann im Sommer 2021. Endlich! Es war so lange mein größter Wunsch für die Zukunft. Wenn Freunde die Idee spaßeshalber in Frage stellten oder gar nicht verstehen konnten, wieso ich mir das so sehr wünschte, wurde ich innerlich auch mal sauer. Es war eine Sache, die für mich jahrelang in Stein gemeißelt war. Ich wollte zurück in die City. Komme, was wolle!

Und dann kam 2020. Und Corona.

Ich werde jetzt nicht behaupten, meine Sehnsucht nach der Stadt hätte schlagartig in Luft ausgelöst und wäre nicht mehr existent. Das wäre gelogen. Aber ich habe in diesem Jahr angefangen, unser Zuhause und auch unseren Standort hier in Hamburgs Peripherie mit anderen Augen zu sehen. Unser Garten kam mir schöner und sogar grüner vor, als jemals zuvor seit wir hier wohnen. Die kleine persönliche und auch sichere Idylle, die unser Reihenhaus-Knust darstellt, bekam in den letzen Monaten ein ganz anderes Gewicht. Ich war und ich bin dankbar. Dafür, dass es in diesem Sommer ein Stück Freiheit für uns bedeutete, einen Garten zu haben. Raus zu können, wann immer es uns beliebt. Uns unsere eigene, kleine Oase schaffen zu können. Das fühlte sich einfach ohne Wehmutstropfen gut an. Zum ersten Mal seit vielen Jahren.

Und nun ist Herbst und ich habe tausend Ideen rund um das Haus, in dem wir leben. Normalerweise hätte ich jetzt nicht mehr so viel Energie hier hinein gesteckt. Aber die Pläne, in naher Zukunft zurück in die Stadt zu ziehen, liegen nun bis auf weiteres auf Eis. Sie sind nicht mehr so wichtig, wie sie letztes Jahr noch waren. Mein Kopf ist plötzlich mehr HIER und schweift nicht mehr ständig in die Stadt und ins IRGENDWANN. Es fühlt sich das Erste Mal in 17 Jahren ein klitzekleines bisschen so an, als würde ich vielleicht doch noch mit dem Herz ankommen hier.

Nein, ich werde nicht behaupten, dass die Wunsch sich komplett erledigt hat. Ich weiß es nicht. Vielleicht kommt er irgendwann zurück. Vielleicht hat mir dieses Coronajahr aber auch eine ganz andere Form von Zufriedenheit mit unserem Standort hier gegeben, die bleibt. Wir bleiben auf jeden Fall erst einmal hier und ich sage nicht mehr “weil wir müssen”, sondern “weil wir wollen”. Und das fühlt sich gerade, auch bei allen Unsicherheiten dar draußen, sehr gut an.

Nun denn… der Fußboden ist nach so vielen Jahren hier unserem kleinen Haus ganz schön abgerockt. Da müssen wir wohl demnächst mal ran. ;)

luzia pimpinella Gruss Macht's hübsch!

P.S. Falls ihr euch wundert…. das Foto ist natürlich nicht in Hamburg entstanden, sondern letzten Oktober in Wien. Auch so eine schöne Stadt… ;)

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15 Comments

  • Reply
    Annegret
    14. Oktober 2020 at 18:28

    Ein schöner selbstreflektierter Artikel. Ich habe mich vor ein paar Jahren von meiner Berlinsehnsucht verabschiedet und stand während Corona im Garten, habe Kartoffeln abgebaut und war dankbar.

  • Reply
    Elke
    14. Oktober 2020 at 18:42

    Hier ein bisschen ähnlich. Habe ich letztes Jahr noch regelmäßig alle Annoncen gecheckt um 15km weiter in die Stadt zu ziehen, besseren öffentlichen Nahverkehr zu haben und einfach mal zu Fuß ins Cafe gehen zu können, so habe ich dieses Jahr das erstemal nach fast 20 Jahren Dahlien gepflanzt, eine kleine Blumenwiese gesäht und mich sehr viele Tage gefreut dass es von unserem Reihenhaus (von dem ich auch schon immer sage dass das nicht meine Wonstätte für immer ist) nur 500Meter bis zu einem richtigen Wald sind in dem man sehr lange laufen kann. Muss wahrscheinlich nicht erwähnen wie lange ich schon keine Annoncen mehr gelesen habe. Denn eine Stadtwohnung wo es gegenüber Eier von glücklichen Hühnern und 500 Meter weiter Bioland Milch und Butter und Kartoffeln gibt und man selbst im Lockdown noch Nachts einsam und ohne Kontakt das nötigste aus dem Bauernhofautomat ziehen kann gibt es vermutlich nicht ;)
    Liebe Grüße
    Elke

  • Reply
    Melanie
    14. Oktober 2020 at 19:01

    Hallo Nic, ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich hatte mit meinem Ex-Mann ein Haus im Landkreis. Das war schön, aber meine Sehnsucht nach Hamburg war immer sehr groß. Nach der Trennung habe ich dann anderthalb Jahre wieder mittendrin gewohnt, in Eimsbüttel, und das war toll, aber als es um die Einschulung ging bin ich aus diversen Gründen wieder rausgezogen. Und ab nächster Woche wohne ich in – tadaaaa – Buchholz! Und mittlerweile nervt das geliebte Hamburg mich manchmal. Und ich spaziere viel lieber durch die Heide und über den Brunsberg. Ich wollte auch immer ganz unbedingt zurück, aber über Umwege bin ich doch irgendwie im Landkreis angekommen, sogar beruflich. Ob das jetzt an dieser Pandemie liegt? Am Älterwerden? An einer größeren Fähigkeit wirklich eigene Entscheidungen zu treffen? Wie auch immer, ich wink mal rüber, liebe Fast-Nachbarin!

  • Reply
    Neža
    14. Oktober 2020 at 19:24

    Thank you Nic, this was so good to read. I could feel that feeling of being at peace with where you are, now. I am also grateful to be where I am, in the same place but in my own house, the world looks beautiful again… Hugs to you!

  • Reply
    Ina
    14. Oktober 2020 at 19:31

    Wir wohnen im Speckgürtel von Berlin in unserem Häuschen und ich war auch schon vor Corona jeden Tag dankbar für dieses kleine Fleckchen Paradies. Allerdings arbeiten wir beide noch in der Stadt. Umso schöner ist es, zum Feierabend rauszukommen. Für unsere Kinder war es besonders zum Lockdown gar nicht so wild, weil wir Haus und Garten haben.
    Ich kann Dich aber sehr gut verstehen. Früher hätten mich keine zehn Pferde raus aus der Stadt bekommen. Mein Perspektivwechsel kam nur schon vor Corona. Und ich liebe unser Leben auf dem Land.

  • Reply
    Ute TR.
    14. Oktober 2020 at 19:47

    Auch wir sind vor ein paar Jahren von Düssi (Heimatstadt und große Liebe) in den Speckgürtel gezogen. Es hat dieses Jahr viel weniger gezwickt, nicht mehr dort zu sein. Ich bin auch sehr sehr glücklich mit meinem Garten. Ich kann das “Umdenken” sehr gut nachvollziehen. ❤

  • Reply
    Sabine
    14. Oktober 2020 at 20:15

    Ich glaube dieses Jahr hat bei vielen Menschen die Prioritäten verändert. Und wo wolltet ihr eure Wohndose in Eimsbüttel, Winterhude oder Eppendorf parken😜?

  • Reply
    Suse
    14. Oktober 2020 at 22:39

    Ich habe dieses Jahr endlich meinen Garten entdeckt, eigentlich wohne ich nun schon 17 Jahre hier, aber erst dieses Jahr wurde es MEIN Garten. Und ich bin so unendlich dankbar hier leben zu dürfen. Mach es fein liebe Grüße Suse

  • Reply
    Astridka
    14. Oktober 2020 at 23:16

    Tja, so kann es kommen in solch verrückten Zeiten! Selbst meine Tochter, die nie einen Garten haben wollte wie ihre Eltern ( macht viel zu viel Arbeit! ), hat uns beneidet. Und wir sie für die oberbayrische Landschaft vor der Haustür! Jetzt sind die kleinen Enkelinnen richtige Wanderinnen geworden und kennen sich aus mit Fuchs, Wolf und Co. – Mir fehlt manchmal der weite Horizont, aber dafür habe ich viel, viel Futter in meinem Gehäuse für den geistigen angesammelt. Und dann: Ich will das überleben und es vor allem für meinen Lebensmenschen möglich machen! Als er eine dicke Krise im Mai hatte und ich so meine Befürchtungen, das alles bald vorbei ist, da ist meine ganze Energie in diese Richtung geflossen. Ich will mit ihm noch ein paar eckige Runden drehen. Euch alles Gute!
    Astrid

  • Reply
    Anja
    15. Oktober 2020 at 0:07

    Ich wohne mitten drin in Frankfurt und seit etwa 2 Jahren seit es immer heißer voller und lauter wird und noch mehr seit corona will ich hier raus, mein Kind soll auch 2021 sein Abi machen und mein Mann dann mehr mehr ins homeoffice, hoffentlich , lg Anja

  • Reply
    Rike
    15. Oktober 2020 at 0:13

    Hach, sie gut kann ich dich verstehen! Wir wohnen in einem Randbezirk von Stuttgart zur Miete im 1. OG mit zwei kleinen Kindern, immerhin mit Balkon. Am Anfang vom Lockdown konnten wir noch in den Garten, aber dann leider nicht mehr. Dann waren wir Fata 4 Wochen in der Südheide bei meinen Eltern und ich wollte auch hier weg. Quasi genau anders herum als du vor Corona. Und da sind sie nun, die Gedanken und Überlegungen, wie und wann und wo… Mal schauen, wo es uns hin verschlägt, denn die Jobs von meinem Mann und mir gibt es leider nicht allzu oft…
    Ich bin gespannt, wie ihr euch letzten Endes entscheidet!
    LG Rike

  • Reply
    sabine
    15. Oktober 2020 at 9:02

    ich kann dich sehr gut verstehen. ich habe mich vor drei jahren von meinem haus am stadtrand verabschiedet, um zurück in die stadt zu ziehen. ich liebe es noch immer mit einem schritt direkt in der stadt zu sein. aber ich hätte nicht gedacht, wie sehr mir mein garten, der doch eigentlich immer nur arbeit machte, mir jetzt fehlt. trotz stadtbalkon ;). liebe grüsse, sabine

  • Reply
    Christine Nätscher
    15. Oktober 2020 at 9:09

    ….. mir geht es ähnlich. Genieße es schnell in der Natur zu sein. Ob im Garten oder im Wald. Hauptsache ist man kann die ‘große’ Stadt gut erreichen.
    LG
    Christine

  • Reply
    itzysy
    15. Oktober 2020 at 9:30

    Liebe Nic,
    ich habe direkt nach dem Abi ein paar Jahre in Hamburg gelebt und studiert. Damals konnte ich mir nicht vorstellen diese großartige Stadt jemals wieder zu verlassen. Dann bin ich aber, der Liebe wegen. in meine alte Heimat zurück gezogen. Der Kinder wegen ging es dann später in eine Kleinstadt, obwohl ich eigentlich nie ein Haus haben wollte. Die Corona Zeit hat bei mir einen veränderten Blick auf meine Lebens- und Wohnform zugelassen. Ich bin jetzt unendlich dankbar einen Garten zu haben. Mein Mann und ich haben die reisefreie Zeit genutzt, um einen kleinen Gemüsegarten anzulegen und ein Gewächshaus zu bauen. Die eigenen Tomaten haben mich in diesem Jahr sehr glücklich gemacht, das hätte ich vor Corona nicht für möglich gehalten. Die renovierte Wohndose steht unter dem Carport und sogar Camping (vorher undenkbar) ist für mich jetzt eine tolle Variante des Reisens. Ich versuche das Beste aus der Krise zu machen, ich habe gute und schlechte Tage, bin teilweise genervt, traurig und ängstlich. Und doch bin ich überwiegend glücklich und zufrieden. Die Ideen, wie ich unser zuhause noch schöner machen kann, gehen zum Glück nicht aus.
    Viele liebe Grüße und danke für deinen Beitrag, der mich zum Nachdenken angeregt hat… Yvonne

  • Reply
    Maike
    17. Oktober 2020 at 8:04

    Liebe Nic,
    das kann ich sehr gut verstehen. Und ich bin überrascht, auch beim Lesen der vielen Kommentare, dass es doch bei vielen von uns in eine ähnliche Richtung geht…
    Ich lebe seit knapp 10 Jahren in der Dortmunder Innenstadt und habe es lange geliebt: Der Supermarkt direkt vor der Tür, Cafés und Kneipen direkt um die Ecke und mit dem Rad fix zur Arbeit fahren.
    Aber irgendwie merke ich, dass ich raus muss aus der Stadt. Ich will auch wieder Feld oder Wald direkt vor der Tür haben und in die Natur gucken statt auf die Dächer der anderen Häuser. Insofern bin ich gespannt, was 2021 wohntechnisch für mich bringt. :-)
    Euch wünsche ich weiter eine gute Zeit in der Nordheide! Ich war im August erstmalig da und fand es ganz toll dort. “Eine schöne Ecke um dort zu wohnen”, dachte ich.
    Hab ein schönes Wochenende!
    Liebe Grüße aus dem Ruhrgebiet!
    Maike

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