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Warum die Europawahl so wichtig ist und ich für die EU & eben auch Deutschland wählen gehe – ihr auch?

Warum die Europawahl so wichtig ist und ich für die EU & uns wählen gehe – ihr auch? | Gründe, für die Europa zu wählen | fiftytwofreckles.com aka luziapimpinellaVor ein paar Tagen habe ich an einer Online-Umfrage teilgenommen. Die Frage war “Wie wichtig ist Ihnen persönlich die Europawahl im Vergleich zur Bundestagswahl?”. Sechs Antwortmöglichkeiten, ich gab meine Stimme ab. Danach wurde mir das bisherige Ergebnis der Umfrage präsentiert. Die Länge der Balken bei den einzelnen Antworten überraschte mich nicht wirklich, aber es zeigte auch ganz deutlich, dass viele Leute vielleicht gar nicht wissen, warum sie auf jeden Fall an der EU Wahl teilnehmen sollten. Immerhin rund 30% der Befragten finden die Wahl des Europaparlmaments demnach “eher unwichtiger” oder sogar “deutlich unwichtiger”. Ich sage, sie täuschen sich da ganz gewaltig, wenn sie denken, es wäre ja keine Wahl für Deutschland und daher belanglos.

Ein Drittel aller Gesetze, die in Deutschland gelten, werden nicht von unserem Land allein bestimmt, sondern von der EU. In den Resorts Umwelt und Agrar sind es sogar 70%. Interessieren wir uns nicht dafür, interessieren wir uns auch nicht für unsere eigene Zukunft. Seinen Horizont nicht weiter auszudehnen als bis zur eigenen Landesgrenze, halte ich für engstirnig und fatal.

Leider ist die Wahlbeteiligung bei Europawahlen immer eher mickrig. Bei der letzten lag sie bei ca. 42% und besonders die 18-24-Jährigen interessierten sich laut Statistik sehr wenig dafür. Ich kann das nicht verstehen, denn es geht ja vor allem um ihre Zukunft. Ich hoffe sehr, dass der Aktivismus, der durch die Fridays for Future losgetreten wurde, den Blickwinkel inzwischen sehr verändert hat. Diesbezüglich bin ich sogar ganz optimistisch.

Aber letztendlich möchte ich natürlich an alle Menschen jeden Alters appellieren. Geht wählen, denn nur so könnt ihr eure Zukunft wenigstens ein Stück weit mitbestimmen. Falls ihr noch nicht sicher seid, ob ihr am Sonntag für Europa und eben auch Deutschland wählen geht, oder ihr denkt, dass es euch sowieso völlig wurscht ist, dann hoffe ich, dass euch meine persönlichen Gründe, wählen zu gehen, vielleicht doch noch zum Nachdenken und Hingehen bringen. Es sei denn, ihr habt vor, rechte und rechtsextreme Parteien zu unterstützen. Dann dürft ihr den Tag von mir aus sehr gern verpennen. Sorry, not sorry.

Ihr habt für die Europawahl keine Zeit? Nutzt doch die Briefwahl – so gehts: 

Falls ihr am Sonntag übrigens nicht ih. euer Wahllokal gehen könnt oder sonst etwas anderes vorhabt, könnt ihr übrigens auch ganz easy per Briefwahl wählen. Briefwahlunterlagen könnt ihr noch bis zum Freitag vor der Wahl, also dem 24. Mai 2019 bis 18:00 Uhr beantragen! Dazu müsst ihr auf eurer Wahlbenachrichtigung, die ihr bekommen habt, einfach ankreuzen, dass ihr per Brief wählen möchtet und dann die Karte bei eurer gemeinde Gemeinde abgeben. Ihr könnt sie auch in einem frankierten Umschlag per Post verschicken – das dauert aber leider. Good News: inzwischen kann die Briefwahl bei den meisten Gemeinden auch ganz einfach online beantragt werden. Googelt einfach mal euren Wohnort + Briefwahl.

So oder so. Ich hoffe, ihr habt auch gute Gründe, an der Wahl teilzunehmen und Demokratie zu leben. Ich habe folgende…

Warum die Europawahl so wichtig ist und ich für die EU & uns wählen gehe – ihr auch? | Gründe, für die Europa zu wählen | fiftytwofreckles.com aka luziapimpinellaMeine Gründe warum die Europawahl für mich so wichtig ist und ich für die EU & uns wählen gehe

Weil ich es kann!
Für manche mag das vielleicht ganz selbstverständlich zu sein, wählen zu können. Ist es in dieser Welt aber nicht überall. Ich bin dankbar, dass ich in einer Demokratie lebe, in der ich frei wählen kann. In einer Gesellschaft, in der die Wahl demokratisch und korrekt abläuft und in dem die Gewinner nicht von vorn herein feststellen, weil das Ganze sowieso nur eine autokratische Farce ist. Wählen ist für mich ein Privileg, aber eben auch eine demokratische Bürgerpflicht. Nicht zu wählen heißt auch, denen freie Bahn zu geben, die man nicht in Entscheidungspositionen sehen möchte.

Weil ich verantwortlich bin für die Zukunft meines Kindes!
Luzie darf ja hierzulande mit 17 leider noch nicht wählen. Anders als in Österreich und Malta wo junge Menschen, um deren Zukunft es ja maßgeblich geht, bereits mitbestimmen dürfen, wer sie im Europa-Parlament vertritt. Ich glaube, das wir heute noch mehr und dringender als jemals die Pflicht haben, auch die Stimme unserer Kinder zu sein.

Weil Europa viel mehr unser Leben in Deutschland bestimmt, als die meisten denken!
Ich schrieb es ja bereits ganz oben. Es gibt kaum noch ein europäisches Gesetz, das in Kraft treten kann, wenn es nicht durch das Europaparlament beschlossen wurde. Da nur national zu Denken, ist verdammt kurz gesprungen. Ich empfehle hierzu als Lektüre auch Punkt 3 in den Pro-Europawahl Argumenten der Süddeutschen. Der Apell an Griesgrame ist übrigens komplett lesenswert. ;)

Weil ich glaube, dass die großen Probleme der heutigen Zeit nur gemeinsam gelöst werden können! 
Mehr muss ich zu diesem Punkt eigentlich nicht sagen. Für mich ist das schlichtweg logisch.

Weil ich Europa nicht den Spaltern überlassen möchte!
Rechte und nationalistische Tendenzen sind eine Bedrohung für die Gesellschaft. Rückwärts zu gehen war noch nie eine gute Idee, wenn man Fortschritt und eine bessere Zukunft möchte. Ich halte die “My Country First” Politik mancher Staaten für dumm und brandgefährlich. Menschen mit solchen Ansichten werde nicht das Feld überlassen, über mein Leben und meine Zukunft zu bestimmen. Meine Stimme ist deshalb auch eine Stimme gegen Gesellschaftsspalter, Rassisten, Klimawandelleugner und ewig Gestrige. Ich mache ihnen also ganz bestimmt nicht die Freude, nicht wählen zu gehen.

Weil nur noch ein paar Jahre bleiben, um umwelt- und klimapolitisch das Ruder herumzureißen!
Und auch das können wir eben nicht allein tun. Ganz im Gegenteil. Ich glaube, der Druck einer Gemeinschaft kann gerade bei diesem Thema gar nicht groß genug sein. Besonders auch in Hinsicht auf unsere eigenen unfassbar trägen Regierungsparteien, die bei Klima- und Umweltentscheidungen immer wieder versagen. Ich feiere jeden jedes EU-Gesetz, dass uns in Sachen Umwelt- und Klimaschutz ein Stückchen vorwärts bringt und damit auch Deutschland zum Handeln zwingt. Leider geht es ohne Zwang ja offensichtlich nicht.

Weil ich mit meiner EU-Wahl auch ein Zeichen für die Politik im eigenen Land setzen möchte!
Und zwar gegen eine Politik, in dem die Minister*innen, lieber Gesetze im Sinne von Lobbyisten machen, anstatt im Sinne der Bevölkerung. Gegen Parteien, die vernünftige, zukunftsorrientierte Entscheidungen und den Fortschritt im Klimaschutz in einer Tour bremsen und blockieren. Ein Verkehrsminister, der ein Tempolimit 130 als “gegen jeglichen Menschenverstand” bezeichnet, ist für mich nicht hinnehmbar. Und eine Landwirtschaftsministerin, die  umweltschützendere EU-Düngemittelverordnungen zugunsten der deutschen Landwirtschaft umgehen möchte, ebenso wenig. Nur ein par Beispiele von vielen, die mich an der aktuellen Politik maßlos aufregen. Meine Stimme für Europa wird auch ein Zeichen dafür sein, welche Veränderung ich mir in unserer nationalen Regierung wünsche.

Weil ich gar nicht so politikverdrossen sein kann, dass ich nicht zur Wahl gehen würde!
Okay, die politische Lage ist oft mehr als frustrierend. Wie sind oft von Politikern enttäuscht. Deswegen aus “Protest” nicht zu wählen ist für mich jedoch das dämlichste Argument überhaupt. Wer nicht wählt, protestiert nicht, sondern verschenkt sein Recht, mitzubestimmen, in welche Richtung die Zukunft geht.

Also ihr Lieben, wenn ich noch länger nachdenken würde, würden mir noch mehr Gründe einfallen, bei der Europawahl auf jeden Fall wählen zu gehen. Aber weil mir das Thema sehr wichtig ist und am Herzen liegt, drücke ich jetzt auf “publish”.

Falls ihr selbst immer noch unsicher seid, ob und wen ihr wählen wollt und wen, dann könnt ihr übrigens auch den Wahl-O-Mat zur Europawahl 2019 bemühen. Das hilft vielleicht ein bisschen weiter. Mir hat es zumindest bestätigt, dass ich für meine persönlichen Ziele mit meiner Wahl richtig liege, bei 78% Übereinstimmung.

luzia pimpinella Gruss Macht's hübsch!

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  • Dorothea Ziegler
    16. Mai 2019 at 15:54

    unglaublich wichtig hinzugehen! Danke für den tollen Text!

  • eva
    16. Mai 2019 at 17:19

    Eine toller Post, vielen Dank dafür und genau darum geht es:

    “Ein Drittel aller Gesetze, die in Deutschland gelten, werden nicht von unserem Land allein bestimmt, sondern von der EU. ”

    Lieben Gruß Eva,
    die zwar noch nicht weiß, was sie wählen soll, aber auf jeden Fall wählen gehen wird. Der Wahlautomat hat mir leider auch nicht weitergeholfen. Aber bis nächste Woche werde ich mich nochmals mit allem beschäftigen.

    Lieben Gruß Eva

    • Nic {luzia pimpinella}
      16. Mai 2019 at 17:43

      Liebe Eva, Politik bedeutet ja immer auch Kompromisse… das heißt letztendlich auch, dass man bei einem Wahl-O-Mat Ergebnis vielleicht nicht unbedingt eine überwältigende Mehrheit für nur eine einzige Partei erwarten darf.Man muss halt für sich herausfiltern, was einem am Wichtigsten ist und von wem man sich am besten vertreten fühlt. Eine komplette Übereinstimmung mit Parteiprogrammen wird es wohl kaum geben.

  • Andrea
    16. Mai 2019 at 18:02

    Ich gehe auch immer wählen, auch wenn ich eigentlich überhaupt nicht mehr weiß, welche Partei. Und leider wird es von Jahr zu Jahr immer schwerer mich für eine Partei zu entscheiden. Der Wahl-O-Mat hilft mir wenig, da kommen für mich Parteien heraus, die ich niemals wählen würde. Ungültig machen nutzt auch nix, weil es überhaupt keinen Unterschied macht, ob man nicht wählt oder ungültig. Kommt aufs Gleiche raus. Ich werde also wählen gehen, aber mit einem sehr zwiespältigen Gefühl einer Partei die Stimme geben zu müssen, die ich mich auch nicht mal annähernd überzeugt. Ich entscheide da nach dem Ausschlussverfahren. Anders komme ich zu keinem Ergebnis. Liebe Grüße

    • Nic {luzia pimpinella}
      16. Mai 2019 at 18:10

      Ungültig machen? Auf die Idee würde ich gar nicht kommen. Dann kann man sich das Wählen auch sparen. Sollte man aber eben nicht.

      Jede Stimme FÜR etwas, das man sich am ehesten vorstellen kann ist eine Stimme GEGEN das, was man nicht will. Politik besteht aus Kompromissen, das Wählen eben auch irgendwie. Total überzeugt sind wohl die wenigsten. Aber wenn die alle nicht Wählen gehen, wäre es ein Desaster. Weil die, die sehr extreme und zerstörerische Ansichten vertreten auf jeden Fall wählen gehen.

  • Sandra
    16. Mai 2019 at 20:58

    Danke für Deinen engagierten Zeilen! Wer die Wahl hat, sollte dies als Privileg betrachten. Wählen zu gehen ist ein Muss, ein fester Termin, ein unausweichliches Date mit der Wahlurne. Wir sind den nachfolgenden Generationen etwas schuldig, das sollte Jederine und Jeder verstehen.

    • Nic {luzia pimpinella}
      27. Mai 2019 at 17:22

      Na, das mit der Wahlbeteiligung hat ja schon mal geklappt, was? ;) Ich freue mich sehr über die über 60%.

  • Andrea
    17. Mai 2019 at 7:36

    Ich hab das auch noch nicht gemacht. Ich hatte es mal bei einer Wahl in Erwägung gezogen, aber dann erfahren, dass es das gleiche Ergebnis hat, als würde man gar nicht wählen. Also habe ich mein Kreuzchen doch ordentlich gemacht. :-)

    • Nic {luzia pimpinella}
      17. Mai 2019 at 7:39

      Es macht auch überhaupt keinen Sinn. Also gut, dass du lieber doch eine gültige Stimme in Betracht ziehst.

  • susan
    17. Mai 2019 at 10:32

    Vielen Dank für den so wichtigen Beitrag! Es gibt leider viel zu wenige hier in dieser virtuellen Umgebung die sich die Mühe machen, Politik o.ä. gesellschaftlich relevanten Punkte zum Thema zu machen! Für mich gibt es keinen Zweifel, wählen zu gehen. Gab es noch nie! Ich möchte mit meiner Stimme FÜR eine Sache, eine Überzeugung stimmen! Ich möchte positiv denken und handeln – für uns und v.a., wie Du schreibst, für unsere Kinder. Ich möchte mich nicht schämen müssen und Ihnen noch in die Augen schauen können, wenn meine Enkel mich einmal fragen, warum wir all das zugelassen und nichts (oder nur halbherzig) dagegen unternommen haben…

    • Nic {luzia pimpinella}
      27. Mai 2019 at 17:29

      Liebe Susan,
      ich sag dir auch wieso das so ist. Weil man sich angreifbar macht, sobald man das tut. Und sofort die Kritiker kommen, die einem vorhalten, man hätte kein Recht, über so etwas zu schreiben, weil man ja gleichzeitig auch über XYZ schreibt und dies und das tut / nicht tut. Wenn man selbst nicht perfekt ist (und auch nicht sein kann), ist man automatisch Zielscheibe des Unmuts. Viele meiner Bloggerkollegen*innen, habe keine Lust, sich das anzutun. Und ich verstehe sie sehr gut… ;)

  • Mascha
    19. Mai 2019 at 7:32

    Natürlich gehe ich wählen, anders könnte ich es mir gar nicht vorstellen!
    Allerdings empfinde ich dieses Konglomerat aus europäischem Bürokratismus oft eher unerquicklich und lästig (ich sage nur DSGVO oder die Abschaffung der TAN-Listen etc) – da wird den Ländern soviel unnützer Kleinkram einfach übergestülpt, das macht mich oft wütend! Und Europa meint eigentlich ja auch nur die reichen und starken Länder, der Rest – nämlicgh viel mehr Staaaten – bleibt auszen vor und allein mit Armut und Problemen, die die EU natürlich auszerstande ist, zu lösen…. Der geographische Mittelpunkt Europas liegt in der Ukraine!
    Trotzdem ist mir natürlich ein stabiles und demokratisches Europa wichtig und in dem Sinne habe ich bereits per Briefwahl abgestimmt.

    • Nic {luzia pimpinella}
      27. Mai 2019 at 17:39

      Hi Masha,

      man kann sich sicherlich über vieles ärgern, was die EU tut. Aber ich glaube, es wird viel zu oft auch vergessen, was sie alles Gutes tut. Da wird nämlich nicht so laut drüber geredet. Sicherlich gibt es da Vieles zu verbessern. Aber dafür muss man die EU auch als Solidargemeinschaft mit gemeinsamen Regeln begreifen und nicht als Feind. Ich glaube, da haben wir noch einen langen Weg zu gehen. Aber ich glaube auch, dass wir seit gestern – trotz aller Widrigkeiten – ein Stück weiter gekommen sind.

  • Ilka
    19. Mai 2019 at 10:17

    Danke für den Beitrag. Wir haben das per Briefwahl schon erledigt.
    Verflixtnocheins, wir sind mehr als lecker Kuchen, lustige Geschichten und bunte Bilder.
    Lieben Gruß
    Ilka

  • ein-kleiner-Blog
    26. Mai 2019 at 13:47

    Briefwahl schon lange erledigt. Ich verstehe die Leute nicht, die nicht wählen, weil “die da oben doch machen, was sie wollen”. Gerade dann, wenn ich etwas ändern möchte, muss ich doch zur Wahl gehen, ansonsten bekommen die Oberhand, die ich gar nicht da haben will.
    LG Elke

  • Frida
    27. Mai 2019 at 12:28

    Schön, dass die Fridays for Future nun auch hier angekommen sind! Da kann man ja gespannt sein, ob sich das dann auch zukünftig in den Inhalten des Blogs (weniger Werbung und damit auch weniger Aufruf zu unnötigem Konsum) und den Fluggewohnheiten der Reiseblogger niederschlägt! Zu wünschen wäre es, damit das hier nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt!

    • Nic {luzia pimpinella}
      27. Mai 2019 at 17:14

      Liebe Frida,

      falls du damit meinst, dass ich meinen Beruf aufgebe. Das wird nicht passieren. Mein Mann gibt seinen auch nicht auf, auch wenn es bedeutet, dass er täglich 200 Kilometer mit seinem Firmendiesel zu Arbeit fahren und auch ab und zu geschäftlich fliegen muss. Falls du aber meinst, dass ich auch Kooperationen ablehne und andere Entscheidungen treffe als früher, das tue ich schon länger und sehr häufig. Freilich bekommt das der*die kritische Leser*in nicht mit, weil ich es gar nicht kommuniziere. Auch nicht, auf wieviel Einkommen ich “käufliche Person” dadurch verzichte. ;) Und zwar von Herzen gern. ;)

       

      Als Bloggerin bin ich es gewohnt, dass Menschen mich anonym, und freilich ohne Einblicke in das eigene Leben, kritisieren. Das ist ja auch ganz einfach, wenn man seine eigenen Gewohnheiten nicht offenbaren muss. Mir wird auch oft genug jegliche Meinung zu Umwelt- und Politikthemen abgesprochen. Ich habe sie aber trotzdem und ich werde sie auch weiterhin kommunizieren, auch wenn ich nicht 100% perfekt bin. Ich glaube, die Welt braucht mehr Leute, die es eben nicht perfekt machen, als nur ein paar die es alles perfekt machen. Oder die, die es zumindest gerne von sich glauben. Denn was sollte sonst den dauererhobenen Zeigefinger anderen Menschen und Lebensweisen gegenüber rechtfertigen?

       

      Ich empfehle da auch als Lektüre der Gesellschaftskritik von @die-Wolkenguckerin auf Instagram. Die fasst ganz treffend zusammen, was ich denke. ZITAT: “Unsere Gesellschaft – und das sind wir alle – sagt: Es ist total ok, sich 0% für Klima, Zukunft, Nachhaltigkeit zu interessieren. Aber wenn du dich dafür einsetzt (Anm. d. Red.: und öffentlich darüber sprichst), dann musst du es perfekt machen oder du bist unglaubwürdig und ein Blender.”

       

      Ich würde mir mehr weniger gegenseitiges Zerfleischen in der angeblich so toleranten liberalen Mitte wünschen. Veganer gegen Fleischesser, Radfahrer gegen Autofahrer, Nichtflieger gegen Flieger… und umgekehrt. Die Liste ist unendlich. Und wir maßregeln uns lieber gegenseitig und zeigen mit Fingern aufeinander, anstatt unsere Energie dahin zu richten, wo sie vielleicht etwas ausrichten kann. Denn Tatsache ist auch, wir Einzelnen können alle soviel Plastik vermeiden, wie wir wollen, wir können auf unser Auto und auf Flüge verzichten…. und das ist auch gut so. Aber es wird trotzdem so gut wie gar nichts ändern, solange sich nicht größere Instanzen, wie die Politik, sinnvolle Entscheidungen für die Zukunft treffen. Mit neuen Gesetzen, mit Umweltabgaben, mit weniger Lobbyismus, mit Förderung von umweltfreundlichen Technologien und in Reglementierung von umweltfeindlichen Industrien.

       

      Und auch deswegen werde ich hier weiterhin meine Meinung zu solchen Themen schreiben. Denn wenn die Gesellschaft sich damit befasst, muss sich irgendwann auch die Politik mal damit befassen. Dazu gehört für mich jedoch nicht, andere Menschen pauschal und anonym für ihre Lebensweisen zu kritisieren, weil sie nicht perfekt sind. Weil ich glaube, dass uns das kein Stück vorwärts bringt, sondern nur feindliche Gräben zieht. Besonders dort, wo wir eigentlich das gleiche Ziel haben.

  • Frida
    27. Mai 2019 at 22:55

    Liebe Nic,

    vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass ich als Vertreterin von Parents For Future deine Ausführungen kritisch sehe und möchte dir das gerne erläutern.
    Du fragst, mich zunächst, ob ich meine, dass du deinen Beruf aufgibst. Wenn ich mir die Entwicklung deines Blogs näher ansehe, so zeigt sich, dass du über das Nähen für deine Tochter zu diesem Blog gekommen bist. Aus Entwürfen für Stoffe und Stickdateien wurde eine Einnahmequelle und die Erzählungen über eure Familienurlaube erlaubte dem geneigten Leser zwar einen kleinen Einblick in euer Privatleben, Geld hast du damit zunächst nicht verdient. Es ist also nicht so, dass dein Beruf Reisejournalistin im eigentlichen, erlernten Sinne wäre, sondern du bist Bloggerin, die sich ihre Inhalte frei wählen kann und keinem Arbeitgeber verpflichtet ist. Du reist gerne und fliegst viel und kannst nun durch das Interesse von von unterschiedlichen Tourismusverbänden mit deinem Hobby Geld verdienen. Dem Grunde nach eine schöne Sache, wenn da nicht die Sache mit der Klimakrise und den Fridays For Future wäre. In Anbetracht der Tatsache, dass uns Menschen nur noch 10-12 Jahre Zeit bleiben, um sowohl auf politischer als auch auf persönlicher Ebene alles nur Erdenkliche zu tun, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, zielt dein Blog, die Werbung für Reisen und das damit verbundene Flugverhalten in eine vollkommen falsche Richtung. Während eine Mitarbeiterin in einem Reisebüro kaum Möglichkeiten hat, auf diese veränderten Anforderungen einzugehen (sie müsste wahrscheinlich wirklich ihren Job kündigen, wenn sie nachhaltig leben und ihren ökologischen Fußabdruck angemessen minimieren wollte), könntest du ohne Probleme, die Ausrichtung deines Blogs und damit auch deines Lebens ändern. Es gibt viele schöne Reiseziele in Europa, für die man nicht fliegen muss, es gibt sanften Tourismus, nachhaltiges Reisen… All das könnten neue Themen sein, mit denen du deutlich machst, dass du das Anliegen von FFF wirklich verstanden hast und dass dir eine lebenswerte Umwelt für deine Tochter und nachfolgende Generationen am Herzen liegen.
    Mit deinem Flugverhalten verbrauchst du Ressourcen, die eigentlich den nachfolgenden Generationen zustehen und die diesen dann fehlen werden.
    Ich selbst bin jahrelang gerne und oft geflogen. Seit meine Tochter Teil des örtlichen FFF Orga-Teams ist, und ich mich umfangreich mit dem Thema Klimakrise beschäftige, hat sich unser Reiseverhalten extrem verändert. Warum? Ganz einfach, ich möchte meinem Enkelkind später nicht sagen müssen, dass auch ich dazu beigetragen habe, dass Menschen aus dem globalen Süden um ihr Überleben kämpfen müssen, nur weil ich weiterhin die ganze Welt bereisen wollte.
    Hast du schon mal überprüft, wie groß dein / euer ökologischer Fußabdruck ist? Möglichkeiten dazu findet man genug im Internet und das Ergebnis kann einen schon nachdenklich werden lassen.
    Mir geht es nicht darum Fronten aufzubauen. Mir geht es darum, zu verdeutlichen, dass mit der Klimakrise eine gewisse Zwangsläufigkeit verbunden ist.
    Wenn man liest, wie viel Trinkwasser (15000 l für 1 kg, und im südlichen Afrika verdurstet das Vieh), wie viel Weidefläche (dafür werden Regenwälder abgeholzt – für 1 kg Fleisch ca 56 m2) und wie viel Fläche für den Anbau von Futtermitteln (noch mehr Regenwälder müssen weichen, damit Soja angebaut werden kann- für 1 kg Fleisch benötigt man 12 kg Soja) notwendig ist, um nur ein einziges Kilo Rindfleisch zu produzieren (ganz abgesehen davon, wie viel CO2 dabei freigesetzt wird), dann wird einem ganz schnell klar, dass wir alle unseren Fleischkonsum drastisch einschränken müssen, wenn wir nachhaltig leben wollen. 90% des gerodeten Regenwaldes wurden für die Fleischproduktion abgeholzt!
    Und hier bin ich bei der Zwangsläufigkeit: Wenn wir die Regenwälder erhalten wollten, müssen wir aufhören, Fleisch zu essen (warst du nicht auch ein tree hugger?)
    Wenn wir das 1,5 Grad Ziel einhalten wollen, dürfen wir nicht mehr so viel fliegen!
    Wenn wir nicht auf Kosten des globalen Südens leben wollen, müssen wir unser Konsumverhalten ändern!
    Das Ergebnis der Europawahl zeigt eines ganz klar: Die Streiks der Fridays zeigen Wirkung und ihre Forderungen sind eindeutig. Und ganz offensichtlich stehen 40% der Wähler hinter diesen Forderungen!
    Du schreibst: „…wo wir eigentlich das gleiche Ziel haben“ Wenn ich deinen Blog lese, dann glaube ich nicht, dass wir das gleiche Ziel haben. Mein Ziel ist Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit und dafür müsstest du die Inhalte deines Blogs schon sehr verändern um damit den Anforderungen, die mit der Bewältigung der Klimakrise einhergehen, gerecht zu werden. Ganz abgesehen davon, dass jeder engagierte Friday dir nur zu gerne erklären wird, dass du mit deinem Blog genau zur Zielgruppe gehörst, die die Fridays mit ihren Appellen erreichen wollen. Sie wenden sich nämlich nicht nur an Politiker, sondern an jeden einzelnen von uns.
    Ein „Nichtflieger gegen Flieger, Fleischesser gegen Vegetarier und Radfahrer gegen Autofahrer“ wird es nur so lange geben, bis der Einzelne erkannt hat, dass er mit dem „Verzicht“ auf das Auto, das Fliegen, das Fleisch nicht wirklich etwas verliert, sondern etwas gewinnt, das viel wichtiger ist: eine lebenswerte Zukunft – nachhaltig und gerecht. Gerecht in Hinblick auf die nachfolgenden Generationen und gerecht im Hinblick auf die Menschen des globalen Südens!
    Natürlich kannst du für jede Flugreise eine Rechtfertigung finden, für jedes Steak im Smoker… aber was willst du später deinen Enkelkindern vererben: Tolle Fotos von Urlaubsreisen, oder saubere Luft zum Atmen, eine intakte Natur und Biodiversität?
    Und das Argument: Was kann der Einzelne schon ausrichten…? mag einem dabei helfen, den Status Quo zu rechtfertigen und aufrechtzuerhalten, aber es entbindet einen nicht von der eigenen Verantwortung! Und dass der Einzelne etwas bewirken kann, haben Greta und die Fridays spätestens mit dem Wahlergebnis bewiesen.
    Wenn diese jungen Menschen so gedacht hätten, wie du, dann wären sie zu Hause / in der Schule geblieben. Aber nein, mit unglaublich viel Engagement haben sie Großes bewirkt und sind wir Erwachsene es ihnen dann nicht schuldig, auch unser Möglichstes dazu beizutragen, das angestrebte Ziel zu erreichen?
    Gegner kann es eigentlich im Zusammenhang mit der Zerstörung unserer Lebensgrundlage gar nicht geben, denn wer will nicht, dass seine Kinder und alle Kinder auf der ganzen Welt mit einer intakten Natur aufwachsen können? Gegner wird es nur dann geben, wenn die einen zwar bereit sind, ihre Komfortzone zu verlassen, die anderen aber mit ihrem egoistischen Verhalten fortfahren!
    Ich werde im Oktober zum ersten Mal Oma und eines ist ganz klar: ich werde auf jeden mit dem Finger zeigen (symbolisch für Diskussion und Aufklärungsarbeit) der nicht das verändert, was er verändern kann und so meinem Enkel und allen anderen die Chance auf eine lebenswerte Zukunft nimmt.
    Al Gore & der Club of Rome, Stephen Emmott und sein Film 10 Milliarden und die Einschätzungen der Scientists for Future …. hier kann man sich informieren!
    Findet man zwar nicht auf Instagram, hält dafür aber wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse und damit auch die Chance sein Handeln zu reflektieren und anzupassen, bereit!

    • Nic {luzia pimpinella}
      27. Mai 2019 at 23:27

      Liebe Frida,
      was soll ich auf Jemanden entgegnen, der quasi mit der SHAME Glocke hinter mir herläuft?

      Ich weiß nichts über dich, ich kenne dich nicht. Ich kann nicht mal über dich wissen, ob Frida dein richtiger Name ist, übrigens. Aber ich möchte dir umgekehrt auch gern einen Rat geben. Vielleicht solltest du dir bei solchen Diskussionen auch klar machen, dass du andere Menschen nicht unbedingt erreichst, indem du dich selbst moralisch über sie erhebst.

      Aber wie du sagst. Du wirst und möchtest auf Jeden mit dem Finger zeigen und anprangern. Das hast du hiermit zur Genüge an dieser Stelle getan und deinen Standpunkt klar gemacht. Ich nehme das zur Kenntnis.