Virtuell kenne ich Carolin von The Blogbook schon eine ganze Weile. Wenn man das “kennen” nennen kann. Aber ja! Kann man irgendwie. Ich gehöre zu den komischen Leuten, die sicher sind, sich auf ihr Bauchgefühl bezüglich anderer Menschen verlassen zu können. Selbst wenn es sich nur auf die Eindrücke beschränkt, die man übers Internet und Social Media wahrnimmt. Die mag ich, hat mein Bauch immer gesagt. Und es wird wohl wirklich Zeit, dass mit einem Treffen im echten Leben zu bestätigen, das sagen wir beide immer wieder.
Bis es soweit ist, freue ich mich, sie heute hier in meinem Blog zu Gast zu haben… zu einer Frage-Stippvisite, einem längst überfälligen weiteren Blogger-Interview:
1. Liebe Carolin, du bist gerade ans Meer umgezogen {und ich gebe ganz unverblümt zu… ich bin neidisch}. Was bedeutet das für dich und deine Familie?
Carolin: Das kann ich gut verstehen *lach*. Es war immer unser Traum, am Meer zu leben, und der ist nun für uns in Erfüllung gegangen. Mein Mann ist ja hier aufgewachsen und ich hatte immer schon eine besondere Beziehung zum Meer. Es ist, als ob dann alle Teile an ihren Platz fallen. Schwer zu erklären – aber wenn ich einen klaren Kopf brauche, stell ich mich an den Strand und gucke aufs Wasser {oder hier aufs Watt, wenn ich Pech habe ;)}. Dann kenne ich mich sozusagen wieder aus. Aus praktischer Sicht bedeutete der Umzug für uns hierher die Lösung aus einer sehr unsicheren Wohnsituation vorher, das erste Mal Familie vor Ort zu haben und gute Luft für unsere Pseudokrupp geplagten Kinder.
2. Neulich auf Instagram hast du ein bisschen von deinem persönlichen „California Dream“ erzählt. Du weißt ja, ich liebe Kalifornien. Und ich finde Träume, Wünsche und Ziele unglaublich wichtig für das menschliche Gemüt. Denn ich bin der Überzeugung, wenn man keine mehr hat, dann lebt man eigentlich nicht mehr wirklich. Also verrätst du uns hier deinen kalifornischen Traum?
Carolin: Da hab ich mir ja was eingebrockt, haha! Mein kalifornischer Traum sieht folgendermaßen aus: wir brechen als Familie für ein paar Wochen im Jahr die Zelte hier ab und leben an der kalifornischen Küste, während ich dort an meinen Büchern, die ich irgendwann gedenke zu veröffentlichen {im Idealfall habe ich damit schon Geld verdient – ist ja mein Traum, da ist das möglich ;)}, arbeite. Und das machen wir regelmäßig! Ich sehe uns in so einem Haus mit direktem Zugang zum Strand sitzen, nicht unbedingt luxuriös, aber hell und freundlich: Einfach eine Oase, bei der alles andere für eine gewisse Zeit keine Rolle mehr spielt, weißt Du?
Ich kann Dir nicht mal sagen, woher der Traum kommt, ich war schließlich noch nie dort und kann nicht mal sagen, ob der Lifestyle, den ich erwarte dort zu finden und den ich nur durch Filme, Fotos und all die Labels, die ich so mag und die dort ansässig sind, kenne, tatsächlich so existiert. Aber ich verbinde damit einfach diese Leichtigkeit, viel Sonne, Meer und Strand {ich bin ja ein Surfer Girl by Heart }und Zeit! Zeit fürs Leben und Genießen und Zeit für jede Menge Inspiration. Mir ist schon klar, dass man all diese Sachen auch woanders finden kann {und das tun wir auch!}, aber der California Dream ist irgendwie etwas ganz Besonderes. Du kannst vielleicht am ehesten sagen, ob meine Vorstellung stimmt, da Du ja schon mal da warst!
Und ich möchte nochmal betonen, wie sehr ich Dir zustimme, was die Träume des Lebens angeht! Träumen hält die Seele wach!
{Liebe Carolin, genau so empfinde ich Kalifornien… sommerlich leicht. Und mein Traum sieht ganz ähnlich aus, wenngleich er nicht mit einschließt, dort ein Buch zu schreiben. Dafür habe ich kein Talent, haha. ;)}
3. Du nähst unglaublich viele tolle Klamotten, das kann ich ja regelmäßig in deinem Blog sehen {worauf ich auch ein bisschen neidisch bin. Denn außer Ausbesserungsarbeiten, habe ich schon eine Weile nicht mehr genäht}. Wie bist zum Nähhobby gekommen und wie schaffst du es, die Näherei, neben den Kids und allem anderen, in Deinen Tag zu integrieren? Oder auf gut neudeutsch… wie organisierst du deine Work-Life-Balance?
Carolin: Erstmal natürlich vielen Dank für das tolle Kompliment! Auch, wenn sich mein Blog mit der Zeit verändert hat und ich ihn nicht mehr als reinen Nähblog empfinde, hat so alles angefangen und ich bin dadurch überhaupt in diese ganze Blogger-Szene hinein gekommen! Was würde ich es vermissen, wenn es nicht so wäre!
Das Nähen war irgendwie meine Rettung und meine Beschäftigung. Ich bin in einer sehr künstlerisch-musischen Familie aufgewachsen, auch Handarbeiten spielten eine sehr große Rolle. Ich habe mich als Kind aber immer geweigert, mich da zu beteiligen {Häkeln fand ich halt echt uncool – haha!} und so lag das lange still. Und dann saß ich da: ich hatte auf einmal drei kleine Kinder, ein Studium, aber keinen Job und absolut keine Ahnung, was ich machen sollte. Ich weiß noch, es war vor Weihnachten, wir hatten absolut kein Geld für Geschenke. Also habe ich meine alte, wirklich schreckliche Nähmaschine heraus geholt und wieder ein bisschen angefangen, zu nähen. Und dann kam eins zum anderen: mein Blog, die Kontakte, meine Zeit als Probenäherin (wo ich wirklich viel genäht und gelernt habe). Nähen ist so vieles gleichzeitig: praktisch, meditativ, es ist Kreativität und Handwerk in einem, man kann sich selbst herausfordern. Das mag ich so daran.
Zu Deiner anderen Frage: da gibt es zwei Carolins. Die eine, die stets in Panik verfällt, dass sie nie allem gerecht wird, Angst hat, immer zu kurz zu kommen und überhaupt nichts auf die Reihe bekommt. Das ist auch der Teil von mir, der schon zweimal ein Burnout hatte und ein drittes Mal nur um Haaresbreite wieder herauskam. Seitdem arbeite ich an der anderen Seite. Das Leben ist ein Geschenk und zwar eines, was man nur einmal bekommt. Das sollte man nicht vergeuden. Konkret versuche ich, mich selbst immer wieder zu reflektieren: wo stehe ich gerade, was ist wichtig, was hat wirklich Priorität? Wenn ich so einen Tag habe, an dem ich im Hamsterrad renne und die Panik nach mir greift, versuche ich mit Dingen gegenzusteuern, die einen Erfolg versprechen: Nähen {wie gesagt, es ist meditativ und man hat am Ende ein sehr konkretes Erfolgserlebnis}, Zeichnen, manchmal Schreiben, irgendwas in der Wohnung räumen {sogar putzen, obwohl ich das echt hasse ;)} oder halt ans Meer gehen. Mein Mann und ich sind immer wieder im Gespräch darüber, ob es diesbezüglich gerade gut oder schlecht läuft – denn eins kann ich Dir sagen: ein Burnout macht alles kaputt, nicht nur Dich selbst, das habe ich auf die harte Tour gelernt. Gute Arbeit ist ohne Frage wichtig, aber eigentlich darf es meiner Erfahrung nach gar keinen Balanceakt geben, der beides gleichberechtigt nebeneinander stellt. Das Leben ist das, mit was wir es füllen, also ist Arbeit ein Teil davon, wie alles andere auch, was wir so tun.
4. Mir fällt immer wieder auf, was für ein positiver Mensch du bist. Das mag ich sehr. Was sind deine Tricks, um positiv zu bleiben, auch wenn die Dinge mal nicht so rosig aussehen?
Carolin: Weißt Du, das ist ein echtes und großes Kompliment, was mir direkt ins Herz geht, und zu hören, dass das rüber kommt, zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Wie oben geschrieben: das Leben ist ein einmaliges Geschenk. All die schlechten Dinge kommen von ganz allein, die muss man nicht erst suchen. Im Gegenteil – man sollte seinen Fokus immer auf das Schöne und Gute legen, damit die schlechten Dinge und Zeiten an Gewicht verlieren! Beauty lies in the Smallest {mein Motto bei Instagram} – das ist wirklich wahr. Wir haben als Familie schon schwere Zeiten durchgemacht. Zeiten, in denen wir manchmal nicht mehr wussten, wie wir über den Tag kommen sollten, wie wir den Kinder etwas zu essen oder Kleidung kaufen sollten. Und dann sagt Dir einer ein freundliches Wort, die Sonne scheint genau dorthin, wo Du sitzt oder Du bekommst völlig überraschend etwas geschenkt. Das klingt so banal, aber wenn man anfängt, sich darauf, genau darauf zu konzentrieren, diese Dinge bewusst aufzunehmen, verschiebt sich nach und nach die gesamte Perspektive. Ich greife dann immer wieder auf diesen Pool an Erinnerungen und Erfahrungen zurück. Oft erzählen wir uns gegenseitig auch zur Ermutigung solche Dinge. Nach dem Motto: weißt Du noch, als wir dieses oder jenes geschenkt bekamen, als wir es so dringend brauchen? Das hält diese veränderte Perspektive am Leben!
Ich bin ein sehr gläubiger Mensch und bin der tiefen Überzeugung, dass jeder von uns etwas mitbekommen hat, um es den anderen weiter zu geben. Bei mir ist es eben das Wissen darum, dass das Leben etwas Wertvolles und Schönes ist und ich versuche, andere mit meiner Zeit und meiner Aufmerksamkeit, auch mit meinen Texten und meiner Arbeit zu ermutigen, dass ebenfalls zu entdecken – auch im kleinen und gerade auch dann, wenn alles richtig kacke ist!
5. Ich frage mich, ob du dich in deiner neuen Heimat schon akklimatisiert hast? Du weißt ja, ich bin immer auf Tipps für Reisen und Wochenendtrips aus. Also, was gibt es in und um Cuxhaven herum zu entdecken?
Carolin: Cuxhaven ist perfekt, um den inneren Akku wieder so richtig aufzuladen! Die Stadt ist jetzt nicht gerade hip, aber eigentlich sehr hübsch und darin liegt für mich ihr Reiz. Man kann sehr viel unternehmen, auch in der Umgebung {viele lohnenswerte Sachen, über die ich nach und nach mal auf meinem Blog berichten werde}. Aber wenn ich Dir einen perfekten Tag vorschlagen darf, dann sieht der so aus {wie gehen selbstverständlich davon aus, dass angenehme sommerliche Temperaturen herrschen und die Sonne scheint ;)}:
Am Vormittag geht es erst einmal eine Runde durchs Lotsenviertel. Hier gibt es noch viel ursprüngliches, „altes“ Cuxhaven zu sehen. Das Viertel wurde wirklich schön hergerichtet mit der Zeit und man findet ein paar hübsche kleine Läden und eben die alten Lotsenhäuser. {Als ich vor 14 Jahren schon mal hier gelebt habe, hab ich mir immer vorgestellt, dass ich so einem Häuschen wohne ;)}. In einem der Cafés gibt es Frühstück auf die Hand und weiter geht es „übern Deich“ zur Alten Liebe. Hier kann man sich schon mal die erste Brise um die Nase wehen lassen und Schiffe gucken. Manchmal gibt es auch Ansagen durch einen Lautsprecher, da erfährt man, was da gerade für Pötte in die Elbe einbiegen ;). Den Mittag würde ich im Hafengebiet zubringen.
Mittlerweile ist beinahe alles geöffnet, so dass man fast über all durchlaufen kann. Ich mag die Atmosphäre zwischen den Binnenanlegern und großen Fischhallen total gern! Auch hier haben sich ein paar ganz coole Geschäfte niedergelassen. Vor allem aber findet man eine Reihe Restaurants, zum Beispiel die Fischkiste, die fangfrischen Fisch und Krabben direkt vom Kutter auf den Tisch bringen! Im Hafengebiet findet man auch das Erlebnismuseum „Windstärke 10“ – wirklich super, nicht nur für Familien und bei schlechtem Wetter! Aber da ja die Sonne scheint ;) geht es jetzt an eines der Strandgebiete. In Döse kann man bis zur Kugelbake laufen, dort fließt die Elbe in die Nordsee. Duhnen ist das touristisch am stärksten erschlossene Strandgebiet, toll zum Leute gucken. Sahlenburg ist genauso schön wie die anderen, aber nicht so überlaufen, hier gibt es sogar eine Surfschule. Ich persönlich würde mir einfach einen Strandkorb mieten {egal wo} und aufs Wasser gucken. Bei guter Sicht sieht man Neuwerk und bei Ebbe die Reiter, Wattwagen und -wanderer, die zur Insel rüber laufen und fahren. Wenn einen dann bei so viel Meeresluft abends der Hunger überfällt, empfehle ich das Leuchtfeuer in Duhnen. Das Essen ist wirklich lecker und man kann seinen Cocktail genießen, während die Sonne sich direkt über dem Watt verabschiedet. Ich verspreche Dir: wenn Du dann nach Hause fährst, ist der Akku zu 150% wieder voll!
Carolin, das hört sich ganz schön gut an. Das sollten wir alles tun. Vielleicht noch diesen Sommer! Das letzte Mal, dass ich mich in Cuxhaven amüsiert habe, war ich 12 Jahre alt und auf Klassenfahrt in der 6. Klasse. Damals sind wir sogar durchs Watt zu Fuß nach Neuwerk gewandert! ;)
Hab ganz lieben Dank für deine spannenden Antworten auf meine Fragerei.